Audi S6: Versteckte Sportlichkeit

Audi setzt weiterhin auf Sportlichkeit. Nach dem S8 bringen die Ingolstädter in Kürze den S6 auf den Markt. Das Gesamtpaket mit dem 435 PS starken Zehnzylinder ist stimmig ausgefallen.

Von Frank Mertens

Das Schöne am neuen Audi S6 ist sein Hang zum Understatement. Wer nicht genau hinschaut, wird den Unterschied zur Oberklassen-Limousine A6 nicht sofort erkennen. Und das ist gut so: Wer sich einen S6 zulegt, erwartet zwar eine exzellente Performance, doch die soll, bitteschön, mit einem eleganten, vor allem unaufdringlichen Aussehen einhergehen.

Dezentes Äußeres

Und diesem Anspruch wird der S6 vollauf gerecht: Dass das sportliche Topmodell der Basisfamilie A6 vor einem steht, erkennt man von vorn am Singleframe-Grill: Die vertikalen Streben wurden hier doppelt ausgelegt und in Aluminiumoptik gehalten, dezent trägt er das S6-Logo. Unter dem vorderen Stoßfänger finden sich auf jeder Seite je fünf weiße Leuchtdioden: Sie unterstreichen bei eingeschalteten Licht ebenso die Dynamik des S6 wie die um 1,4 Zentimeter verbreiteten Kotflügel. Unterwegs ist der Audi auf 19-Zoll-Aluminiumfelgen mit 295/35 Reifen. Unter den seitlichen Blinkern steht ein V10-Schriftzug, am Heck gibt es vier Auspuffrohre. Das war es.

Klein, aber fein: Das S6-Logo Foto: mertens/nz


Vorbei mit dem Understatement ist es jedoch, wenn man den bereits aus dem S8 bekannten Zehnzylinder-Motor startet. Nach dem Drehen des Zündschlüssels ertönt ein sonorer Sound, der erahnen lässt, was in diesem V10 steckt: Aus seinem Hubraum von 5,2 Litern schöpft er satte 320 kW/435 PS, die bei 6800 U/min. erreicht sind. Das maximale Drehmoment von 540 Nm stellt der Topsportler zwischen 3000 und 4000 U/min. zur Verfügung.

Behutsamkeit gefragt

Der V10-Motor des S6 Foto: nz/mertens

Wer den S6 fortbewegen will, sollte behutsam mit dem Gaspedal umgehen: Wer zu stark seinen Fuß senkt, wird mit Vehemenz in die glänzend konturierten Sportsitze mit seinen integrierten Kopfstützen gepresst. Vor allem im Stadtverkehr sollte man beim Anfahren mit Bedacht Gas geben. Gefühl im rechten Fuß ist gefragt. Wenn man das Feeling dafür gewonnen hat, entwickelt sich der S6 zu einem wahren Spaßmacher.

Mit dem S6 kann man sowohl bequem cruisen als auch einen Hauch von Rennstrecke auf die Straße bringen. Dank seines maximalen Drehmomentes, von dem 90 Prozent bereits ab 2300 U/min. bereit stehen, bietet das Aggregat selbst aus niedrigen Drehzahlen ein beachtliches Durchzugsvermögen. Das Ansprechverhalten der V10-Maschine ist überzeugend. In Verbindung mit der sechsstufigen Tiptronic verrichtet der Motor einen prima Job.

Keine Traktionsprobleme

Sportlich elegant Foto: nz/mertens

Die Motorleistung bringt der Audi S6 dank des bewährten permanenten Allradantriebs mühelos auf die Straße. Traktionsprobleme sind für den Ingolstädter ein Fremdwort. Die Kraft auf Vorder- und Hinterachse ist unter Normalbedingungen im Verhältnis 40/60 verteilt. Ändern sich die Fahrbahnverhältnisse, reagiert das System in Sekundenbruchteilen und sorgt für eine andere Kraftverteilung.

Spagat gelungen

Macht auch von hinten eine gute Figur Foto: nz/mertens

Der Spagat zwischen Sportlichkeit und Komfort ist den Fahrwerksspezialisten nahezu gelungen. Nahezu heißt: Auf schlechten Straßenverhältnissen wünscht man sich eine nicht ganz so straffe Abstimmung, selbst wenn das zur Charakteristik dieses Fahrzeuges gehört.

Für Langstreckenfahrten auf Autobahnen oder auf flotten, kurvenreichen Landstraßen vermittelt das Fahrwerk einen guten Eindruck. Vor allem abseits der Autobahnen kann der S6 sein ganzes Potenzial zeigen. So direkt wie das Fahrwerk, ist auch die Lenkung ausgefallen.

Mit ihr lässt sich der S6 präzise handeln. Und das ist angesichts der Beschleunigungswerte dringend nötig: Von Null auf 100 km/h schnellt der Audi in 5,2 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit ist bei 250 km/h erreicht. Elektronisch abgeregelt, versteht sich. Schade, denn der Tacho reicht immerhin bis 300 km/h. Doch seien wir ehrlich: Auf welcher Autobahn kann man schon längere Zeit mit Topspeed unterwegs sein.

Tacho im Auge behalten

Tacho immer beachten Foto: nz/mertens

Den Tacho sollte man in diesem S6 jedoch immer im Auge behalten. Denn dass man nach einem Überholvorgang auf der Landstraße plötzlich auf 180 km/h ist, bemerkt man in der hervorragend geräuschgedämpften Limousine nicht wirklich. Der Verbrauch liegt nach Werksangaben bei 13,4 Liter SuperPlus. Doch wer für die im Juni auf den Markt kommende Limousine 79.800 Euro beziehungsweise für den Avant 82.000 Euro ausgibt, für den dürfte der Verbrauch nur eine nachgeordnete Rolle spielen.

Für diese Basispreise erhält der Kunde jedoch ein rundherum gelungenes Fahrzeug. Das nicht nur durch seine Kraftentfaltung und sein Äußeres überzeugen kann, sondern auch im Innenraum. Hier hat der Käufer keinen Grund zu Beanstandung. Die Qualität ist auditypisch auf hohen Niveau.

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