Sparschwein mit 333 PS

Audi S4

Audi spart beim neuen S4. Der Sportwagen für jeden Tag ist nur noch mit sechs statt acht Zylindern S4 unterwegs. Der Fahrfreude tut diese Einsparung keinen Abbruch.

Von Thomas Flehmer

Sparen ist dieser Tage angesagt. Die Finanzkrise treibt die meisten Menschen zum Maßhalten in allen Bereichen an. Bei Audi ist es nicht die Finanzkrise an sich, die zum Umdenken auffordert, sondern die Sorge um die Antriebe der näheren Zukunft. Sicher will jeder sein Scherflein zu einer besseren Umwelt beitragen, auf die Sportlichkeit soll aber dennoch nicht verzichtet werden. Mit dem neuen S4, der sich äußerlich nur marginal von einem «normalen» A4 unterscheidet, versucht Audi, diesen gordischen Knoten möglichst elegant zu zerschlagen.

Unbegründete Sorgen

So sparen sich die Ingolstädter den 4,2 Liter großen Achtzylinder und haben die neue «S-Klasse» mit einem 3.0 TFSI Sechszylinder-Aggregat bestückt, der mit 245 kW/333 PS aber lediglich elf Pferdchen weniger aufweist als der Motor des Vorgängermodells. Ein Kompressor gleicht den fehlenden Hubraum aus und sorgt dafür, dass der Fahrspaß nicht zur Langeweile verkommt.

Doch diese Sorgen sind unbegründet. Sowohl mit der manuellen Sechsgangschaltung als auch - und sogar noch viel heftiger - mit dem Siebengang S-Tronic Doppelkupplungsgetriebe ohne Zugkraftunterbrechung wird beim Fahrspaß nicht gespart. Der Motor heult beim Gasgeben nicht auf, sondern faucht eher, unterstützt von einem Blubbern. 440 Nm Drehmoment, die zwischen 2900 und 5300 U/min ihre Kraft entfalten, lassen Limousine innerhalb von 5,1 Sekunden die 100 km/h-Grenze erreichen, der Avant benötigt 0,1 Sekunden länger. Bei 250 km/h setzt Audi dem Fahrspaß schon traditionell die elektrische Grenze.

3,6 Liter weniger

Aufgrund der Fahrlesitungen bleibt der Blick nur selten im Innenraum hängen Foto: Audi

Wie gefährlich der Tanz auf dem Drahtseil zwischen Umwelt und Fahrspaß ist, verdeutlicht die Verbrauchsangabe. Mit 9,7 Litern (Avant 9,9) Superplus benötigt der neue S4 3,6 Liter oder 27 Prozent weniger Kraftstoff als der Vorgänger. Selbst acht Liter sind drin, sagen die Ingenieure - in den USA auf den Highways mit 55 Meilen pro Stunde.

Doch während im Land der unbegrenzten Möglichkeiten die Fahrfreude limitiert wird, gibt es in der alten Welt noch fast unbegrenzte Möglichkeiten, die die Autofahrer elektrisieren wie braungebrannte Rettungsschwimmerinnen in Arbeitskleidung. Auf den Verbrauch darf man(n) dann aber nicht mehr schielen. Sparen sieht anders aus.

Gefährdetes Einsparpotenzial

Die Kraft wird variabel auf die Hinterräder verteilt Foto: Audi

Sicher, kann es mit dem S4 auch gelassen angegangen werden. Dann wird das wirklich spürbare Fahrdynamiksystem Drive Select von «dynamisch» auf «Komfort» umgestellt. Doch die Vorfreude auf die nächsten Serpentinen minimiert die Zeit der Gelassenheit.

Wie Saab beim 9-3 Aero XWD und BMW beim X6 verteilt auch Audis neues Sportdifferenzial die Kraft je nach Fahrsituation variabel zwischen den Hinterrädern. Der Wagen bleibt dadurch länger spurstabil, das ESP wird damit quasi arbeitslos. Und auch das Einsparpotenzial ist wieder gefährdet - auch ohne Finanzkrise.

7000 Fahrer gesucht

Auch beim neuen S4 heißen schöne Kombis weiterhin Avant Foto: Audi

Und den Rezessionsorakeln zum Trotz sucht Audi im kommenden Jahr rund 7000 Autofahrer aus aller Welt, die bereit sind, mindestens 50.950 Euro für die Limousine und 52.600 Euro für den Avant zu zahlen. Damit ist der neue S4 gleich 4500 Euro günstiger als sein Vorgänger, dem natürlich zwei Zylinder entwendet wurden, um mehr Kraftstoff einzusparen. Wenn nur der Fahrspaß nicht wäre.

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