Highlight im V-Raum

Audi Q7 3.0 TFSI quattro

Die Mitbewerber haben abgerüstet. Nun folgt auch Audi dem Trend, seinen Q7 sparsamer zu gestalten. In Ingolstadt wird dabei auf ein Alibi per Hybrid verzichtet.

Von Thomas Flehmer

Einen Titel wird der Audi Q7 wohl nie verlieren. Mit seinem gewaltigen Auftritt stellt er alle anderen SUV in den Schatten und ist wohl der Bombastischste aller großen Geländewagen. Schon seit seinem ersten Auftritt ist der Q7 damit auch zur Zielscheibe all derer geworden, die den Sinn und Zweck solcher Fahrzeuge in Frage stellen. Nachdem bereits VW, Porsche und BMW ihre Geländeboliden einem Downsizing unterzogen und zum Teil mit einem Hybridantrieb ausgestattet haben, erhält nun auch der Trumm von Audi eine Auffrischung unter der Motorhaube.

Kurze Gaswege

Auf der Dieselseite wurde der 3.0 V6 TDI grundlegend erneuert und von überschüssigem Gewicht befreit. Bei den Ottomotoren hat ein neuer Sechszylinder mit ebenso drei Litern Hubraum die Vorgänger 3.6 V6 Saugbenziner und den Achtzylinder mit 4,2 Litern aus dem Regal verdrängt. Der 3.0 TFSI quattro, der in zwei Leistungsstufen angeboten wird, benötigt bis zu 15,7 Prozent weniger Kraftstoff als die Vorgänger-Aggregate. "Das technische Highlight ist dabei das Auflademodul im V-Raum", sagt Holger Klein von der Entwicklung Aggregate. Der Kompressor ist dabei so kompakt, dass er die Stelle des Saugrohrs ersetzt. Hinzu kommen kurze Gaswege hinter dem Kompressor, so dass sich das Drehmoment recht schnell aufbauen kann.

Während in der kleineren Version 400 Newtonmeter für die Kraftentfaltung des 200 kW / 272 PS starken TFSI sorgen, sind es bei der 245 kW / 333 PS starken Variante 440 Nm. Innerhalb von 6,9 Sekunden ist der 2,4 Tonnen damit bei Tempo 100 angelangt. Die "schwächere" Version benötigt eine Sekunde mehr und bleibt zugleich mit einer Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h 30 Stundenkilometer unter dem Spitzenwert des stärkeren Aggregats.

10,7 Liter Super für 100 Kilometer

2,4 Tonnen schwer Foto: Audi

Der Verbrauch wird dabei von Audi bei beiden Modellen identisch angegeben. Kombinierte 10,7 Liter Superbenzin stehen unter dem Strich und damit 1,4 Liter weniger als beim Vorgänger, der zudem seinen Durst mit Superplus löschte. Mitverantwortlich für den Minderverbrauch ist neben den technischen Neuerungen bei den Motoren die neue Tiptronic mit acht Schaltstufen. Dank eines Mindergewichtes von elf Kilogramm werden hier vier Prozent eingespart, weitere sechs Prozent Minderverbrauchs sind es dank einer Gewichtsreduzierung des Antriebsstranges um 30 Kilogramm.

Unter dem Strich steht so ein kombinierter Verbrauch von 10,7 Litern und einem CO2-Ausstoß von 249 Gramm pro Kilometer für beide Versionen. Doch die Theorie ist das eine, besonders bei leistungsstarken Modellen. Lässt man einmal der Fahrfreude ihren Lauf, dann steigt natürlich auch der Benzinverbrauch. Denn der ohne Frage gebotene Luxus im Q7 verführt doch schnell dazu, den rechten Fuß stärker als eigentlich gewollt herunterzudrücken.

25 Seiten nur für Sonderausstattungen

Vorsicht, wenn die Fahrfreude Überhand nimmt Foto: Audi

Immerhin verzichten die Ingolstädter auf den Einsatz eines Hybridantriebs, der zum einen extrem teuer ist, zum anderen bei den großen Modellen nicht unbedingt wie gewollt zum Tragen kommt. Da lohnt sich dann doch eher der Griff zum Diesel. Ein sportliches Fauchen feuert den Fahrer an, die sportlichen Grenzen des SUV auszutesten. Und trotzdem bleibt im pompösen Innenraum die Atmosphäre eines Wohnzimmers erhalten. Die Geschwindigkeit wird nicht so wahrgenommen wie in kleineren Fahrzeugen oder Sportwagen, doch der Q7 ist ebenso agil - selbst in Kurven.

Trotzdem bleibt die Frage nach dem Sinn dieser Schlachtschiffe erhalten - trotz recht deutlicher Verbrauchssenkungen. Sicher gibt es die eingeschworene SUV-Gemeinde, die gerade mit dem Q7 Auffälligkeit sucht, doch die Preise halten die Anhängerschar klein. Bei 52.900 Euro geht es los mit dem 3.0 TFSI und 272 PS. 61 PS mehr und den eine Sekunde schnelleren Sprint kostet ganze 9900 Euro mehr. Die Selbstzünder starten bei 53.300 Euro. Doch aufgepasst: das Heft der Sonderausstattungen hat stramme 25 Din A4-Seiten und enthält viele kleine Extras im vierstelligen Bereich, die die Einsparungen beim Kraftstoff locker übertreffen.

Vorheriger ArtikelSportliche Optik für Mercedes M-Klasse
Nächster ArtikelSolide Zoom-Zoom-Effekte
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden