Audi A8 4.2 TDI: Für den lässigen Chef

Achtzylinder auf Abschiedsfahrt

Audi A8 4.2 TDI: Für den lässigen Chef
Audi betreibt mit dem A8 4.2 TDI Understatement. © Audi

Der Audi A8 4.2 TDI ist der einzige Achtzylinder mit Dieselmotor. Damit macht die Oberklasselimousine auf Understatement, doch nicht immer wird sich der Chef zurückhalten können.

Von Fabian Hoberg


Die Auswahl an Fahrzeugen der Oberklasse ist nicht besonders groß. Bei großvolumigen Dieselmotoren wird sie noch kleiner. Der Audi A8 4.2 TDI sticht unter den Mitbewerbern heraus. Warum? Weil er im Vergleich zu seinen Konkurrenten nicht nur wesentlich dezenter auftritt, sondern auch als einziger acht Zylinder unter der Haube hat, die nach Dieselkraftstoff verlangen. Eine gute Kombination für den eher zurückhaltenden Chef?

Verwechselbares Design des Audi A8

Zum Teil: Einerseits ist ein A8 (3.0 TFSI ab 74.200 Euro) nicht für Jedermann gleich als Audis Speerspitze zu erkennen. Von weitem könnte man die Oberklasselimousine auch für ein deutlich günstigeres A6-Derivat halten. Das freut einen bescheiden auftretenden Chef, der so ungeniert die nächste Lohnerhöhung für seine Mitarbeiter aussetzen kann. Anderseits pocht unter der eleganten Karosserie kein spritfressender Benziner, sondern ein eher sparsamer Diesel.

Zwar verlangt der 4,2-Liter-V8 mit 258 kW/350 PS sein Futter, doch im EU-Mix verbraucht der Ingolstädter lediglich 7,4 Liter. Wer sich aber an dem gewaltigen Drehmoment von 800 Newtonmetern ergötzen will, kommt unter zehn Liter kaum hin. Denn nicht nur das Drehmoment fasziniert in dem immerhin über zwei Tonnen schweren Fahrzeug, sondern auch die unaufgeregte Vehemenz, mit der die achtstufige ZF-Automatik und der permanente Allradantrieb die Kraft auf die Straße übertragen. Selbst beim beherzten Tritt auf das rechte Pedal brummt der V8 nur lässig vor sich hin und treibt die Tachonadel schnell voran. Der Standardsprint von 0 auf 100 km/ ist in 5,5 Sekunden erledigt und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei abgeregelten 250 km/h.

Achtzylinder-Diesel beim Audi A8 vor ungewisser Zukunft

Audi betreibt mit dem A8 4.2 TDI Understatement.
Hohe Geschwindigkeiten werden im audi A8 nicht bemerkt Audi

Selbst in solch hohen Regionen bleibt der Ingolstädter lässig bis zurückhaltend und weder Pilot noch Mitreisende bemerken die hohe Geschwindigkeit. Während bei den meisten Sportwagen dem Fahrer jetzt der Schweiß auf der Stirn steht, bleibt der Audi-Pilot ruhig und gelassen. Der Wind pfeift nur leicht um die Spiegel, aber störende Geräusche oder Vibrationen bleiben aus. Dabei filtert das luftgefederte Fahrwerk selbst grobe Fahrbahnunebenheiten zuverlässig weg und lässt sich in mehreren Stufen einstellen, wobei auch der "dynamische" Modus immer noch einen komfortbetonten Einschlag erkennen lässt.

Ob Audi auch bei der nächsten Modellgeneration an dem großvolumigen Diesel festhält, darf aber bezweifelt werden. Schielt man zu BMW, so müssen die Ingolstädter neidlos erkennen, dass der 3,0-Liter-Sechszylinder des 750d (ab 99.400 Euro) dank Dreifachaufladung und 280 kW/381 PS dem großen V8 mehr als Paroli bieten kann und dabei beim Verbrauch weiter geizt.

Üppiges Platzangebot im audi A8

Audi betreibt mit dem A8 4.2 TDI Understatement.
Bequem und komfortabel geht es im Innenraum des Audi A8 zu. Audi

Doch nicht nur auf breiten Autobahnen lässt sich der Audi sicher bewegen. Trotz einer Länge von 5,13 Meter und einer Breite 1,95 Meter hat man selbst in der Großstadt keine Angst vor dem Rangieren und dem Einparken. Die Übersicht ist gut und durch die Einparkhilfen und die Rückfahrkamera (490 Euro) ist man schnell und sicher in der Parklücke.

Dass es im Interieur ausgesprochen bequem zugeht, liegt nicht nur am sänftenartigen Fahrwerk, sondern auch am üppigen Platzangebot und der gehobenen Ausstattung, die sich natürlich gegen Aufpreis nochmals deutlich steigern lässt. Wie so vieles: Das Audio-System mit bis zu 1400 Watt Gesamtleistung und Bang & Olufsen-Lautsprechern verwöhnt die Ohren, kostet aber auch immerhin 6500 Euro. Auch andere Annehmlichkeiten wie Ambiente-Beleuchtung (530 Euro), elektrisch öffnende Kofferraumklappe (590 Euro) und das Komfort-Sportsitz-Paket vorn mit 22-Wege-Verstellung und Massagefunktion inklusive Lederbezug (2.710 Euro) müssen für den A8 teuer erkauft werden. Da fällt die Sitzbelüftung und Massagefunktion für 3020 Euro auch nicht weiter auf, lässt dafür aber den (Rücken)Schmerz durch kleine, von Elektromotoren angetriebene Polsterteile in der Sitzlehne schnell verschwinden.

Audi A8 auch mit langem Radstand

Selbst Assistenzsysteme wie der adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage (2000 Euro), Spurwechselassistent (880 Euro) und Spurhalteassistent (500 Euro) müssen bei der Oberklasse-Limousine extra bestellt werden. Zu dem Grundpreis von 92.700 Euro für den 4.2 TDI kommt so noch locker der Wert eines kompakten A3 (ab 22.500 Euro) hinzu.

Für Chefs, die während der Fahrt arbeiten, bietet Audi den A8 übrigens auch mit langem Radstand an. Der kostet zwar 5000 Aufpreis und ist weitaus weniger dezent. Dafür kann man aber argumentieren, dass Fahren im A8 nicht nur Spaß bereitet. (SP-X)

Vorheriger ArtikelCommonrail-Diesel feiert Premiere im Alfa Romeo 156
Nächster ArtikelKarmann erhält hohe Steuerrückzahlung
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden