Schwierige Wahl für den Chef

Audi A8 L

Audi hat sein Flaggschiff verlängert. Die mittlerweile auf 5,27 Meter gewachsene Chauffeurslimousine stellt den Chef vor die Wahl: ruhen oder arbeiten.

Von Thomas Flehmer

Entscheidungen zu treffen sind Chefsache. Sie sichern das Wohl oder Wehe des jeweiligen Unternehmens. Und auch außerhalb der Büroräume müssen häufig Entscheidungen getroffen werden. Da der Bürostuhl dann meistens nicht greifbar ist, stellen die Autohersteller besonders große Fahrzeuge als Büroersatz zur Verfügung. Hier fehlt es nicht an Komfort und auch die technischen Voraussetzungen wie Internetanschluss mit WLAN verwandeln die Flaggschiffe wie die Langversion des neuen Audi A8 in mobile Vorstandsetagen, so dass man sich fragen muss: Wie konnten Unternehmen früher erfolgreich geführt werden?

13 Zentimeter länger

Während in hiesigen Landen die Entscheidung in den meisten Fällen auf eine über fünf Meter lange "Kurzversion" hinausläuft, sind die verlängerten Schlachtschiffe besonders in China, den USA oder dem mittleren Osten um einiges begehrter. Über 50 Prozent Verkäufe in die Überseeregionen plant Audi mit dem A8 L. "Dort wird der Wagen unter der Woche von einem Chauffeur gesteuert, am Wochenende setzt sich der Chef dann selber hinter das Steuer", erklärt Audi-Sprecher Josef Schlossmacher die Sitten in den anderen Ländern.

Dem am Wochenende zum Chauffeur mutierten Chef stehen dann 5,27 Meter Auto in der Länge zur Verfügung, um durch die Straßen von Tokio, Dubai oder San Francisco zu düsen, 13 Zentimeter mehr als die normale A8-Version, für die vorher 7700 Euro mehr als für die Limousine mit kurzem Radstand hingeblättert werden muss. Auch wenn der Längenzuwachs vor allem den Fondpassagieren zu Gute kommt, sitzt der Chef auch vorne sehr komfortabel. Das neu gestaltete MMI mit dem Navi-touch, das in der Kurzversion debüttierte, verspricht auch beim langen Hobel eine einfache Bedienung. Mit dem Finger malt der Suchende Stadt und Straßennamen auf das Touchpad und kann dabei die Augen den Verkehr beobachten lassen.

Bessere Dämpfung der Vorderachse

Luxus pur Foto: Audi

Neben der luxuriösen Ausstattung verfügt die Langversion über einen großen Vorteil. Da hier die Federn und das Fahrwerk anders ausgelegt wurde als bei A8 mit kurzem Radstand, poltert die Vorderachse nicht über etwaige Querfugen, sondern lässt das für die Größe lediglich 1880 Kilogramm leichte Gefährt eher gleiten. Grund für dieses Mindergewicht in der Oberklasse ist die Aluminiumkarosserie, die es auf ein Gewicht von nur 241 Kilogramm bringt und das Flaggschiff – egal für welchen der fünf angebotenen Motoren man sich entscheidet – sportlich auf Touren bringt.

Auch in der dritten Generation des Langhubers bleibt der 6.3 FSI-Zwölfzylinder mit 368 kW/500 PS im Programm. Im Verbund mit den 625 Newtonmetern Drehmoment hat der A8 L bereits nach 4,7 Sekunden die 100 km/h erreicht und platziert sich damit im Feld der Supersportwagen – halt nur als mobile Geschäftslimousine.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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