Audi A6 und BMW 525d Touring auf Augenhöhe

Die Kombimodelle von Audi und BMW gehören zu den solidesten Autos der letzten Jahre. Im Vergleichstest stehen der Audi A6 Avant 2.7 TDI und der BMW 525d Touring auf dem Prüfstand.

Von Stefan Grundhoff und Stefan Zaumseil

Da strahlen nicht nur die Familienväter. Audi A6 gegen 5er BMW, noch dazu in der volumenstarken Kombiklasse. Beide sind viel mehr als elegante Familienlaster, machen erfolgreich auf variable Alleskönner. Wer ist der bessere?

Vormachtstellung bleibt bestehen

Für Audi und BMW ist die obere Mittelklasse seit 20 Jahren das wohl wichtigste Segment. Volumen, Image und Markendarstellung - bei Modellen wie dem BMW 525 d Touring oder einem Audi A6 Avant 2.7 TDI laufen die Fäden zusammen. Hier treffen sich groß und klein, preiswert und teurer, Limousinen-Absteiger und Kombi-Aufsteiger. Wer etwas auf sich hält und den nötigen Raum im fahrbaren Untersatz braucht, der schnüffelt allzu gern in den Preislisten diesem Terrain. Das Leistungsgefüge ist eng, doch die deutschen Premiumhersteller können ihre Vormachtstellung trotz Minivans und Edel-SUVs nach wie vor halten. Besonders dynamisch wollen sich die bayrischen Vertreter in die Gehirne der Kaufinteressenten fahren. Kombi ja, Langeweile nein - und die Sportlichkeit soll selbstverständlich nicht zu kurz kommen.

Viele entscheiden sich in der obersten Mittelklasse für kraftvolle Dreiliter-Diesel. Doch auch darunter geht bereits spürbar die Post ab. Wer schaut bei Preisen um die 50.000 Euro nicht einmal gerne auf die nächst kleinere Motorvariante. 180 PS sollten es doch auch tun, oder? Da kommen einem der 4,93 Meter lange A6 Avant oder der 4,84 Meter lange 5er Touring gerade recht. Für diejenigen, die auf drei Liter Hubraum und über 230 PS verzichten können, hat man in der 180-PS-Klasse zwei interessante Produkte im Portfolio. Der Audi A6 Avant verfügt über einen kraftvollen, akustisch präsenten 2,7-Liter-V6, der 132 kW / 180 PS und 380 Nm maximales Drehmoment auf die Straße bringt. Ab 1.400 Touren geht es vehement los. Damit die Kraft auch auf dem Asphalt landet, sollte man sich gleich für die Quattro-Version entscheiden, die serienmäßig mit der sechsstufigen Tiptronic kombiniert wird. Dann kostet der 2,7er statt 42.420 zwar 44.790 Euro, doch der Mehrpreis ist allemal gut angelegt. Unter dem Strich spart man immerhin noch 2.500 Euro gegenüber der größeren Dreiliterversion, die nur mit Allradantrieb zu bekommen ist. Der BMW 525d Touring kostet etwas besser ausgestattet 42.400 Euro. Ein Allradantrieb ist jedoch nur beim größeren 530xd zu bekommen.

BMW kraftvoller als Audi

225 km/h Spitze und 0 auf 100 km/h in gut neun Sekunden sollte für die meisten Fahrten in einem Audi A6 Avant reichen. Beim Durchschnittsverbrauch liegen 2.7 TDI und 3.0 TDI trotz unterschiedlicher Kraftpotenziale übrigens auf gleicher Höhe. Statt der versprochenen 8,5 Liter Diesel auf 100 Kilometer verbrauchte der rund 1.850 Kilogramm schwere A6 Avant 2.7 TDI quattro in der Praxis 9,1 Liter Diesel - gerade noch im Rahmen. Auf deutlich geringerem Niveau darf man sich bei dem 5er BMW einstellen - zumindest beim Verbrauch.

Der 525 d Touring wirft 130 kW / 177 PS und 400 Nm (bei 2.000 U/min) ins Rennen um die familiäre Käufergunst. Der etwas geringere Hubraum ist in keinem Fahrzustand zu spüren. Im Gegenteil: der Münchner wirkt eine Spur kraftvoller, durchzugskräftiger und leiser als sein Kontrahent aus Ingolstadt. Im Gegensatz zu ihm ist er auch mit einer exzellenten Sechsgang-Handschaltung zu bekommen. So schafft er den Spurt bis Tempo 100 in beeindruckenden 8,2 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 230 km/h. Trotzdem ist er problemlos mit 8,0 bis 8,5 Litern Diesel auf 100 Kilometern zu fahren. Erst die optionale Steptronic spült auch ihn über die Neun-Liter-Marke.

Motoren Audi A6 Avant und BMW 525d Touring Foto: press-inform

Die Motorenwertung geht trotz der leichten Hubraum- und Leistungsvorteile für den Audi überraschend deutlich an den 1,8 Tonnen schweren BMW. Der 5er fährt sich einfach williger, kraftvoller und souveräner. Auch in punkto Fahrwerk hat es der leicht Kopflastige Audi schwerer. Auf längeren Strecken hat er gerade Dank der optionalen Luftfederung (1.900 Euro) mehr Abrollkomfort und bringt seine Kraft bei schlechtem Wetter Dank Allradantrieb besser auf die Straße. Doch bei schneller Kurvenfahrt, überraschenden Lastwechseln und einer durchweg sportlichen Fahrweise setzt sich der 525d Touring ebenso deutlich wie in der Motorenwertung durch. Zudem kann er das bereits hohe Lenk-, Brems- und Getriebeniveau des Audi A6 nochmals deutlich toppen. Wer Fahrspaß und Kombi ideal unter einen Hut bringen will, kommt daher um den Rucksack-BMW nicht herum.

Zwei Tonnen Anhängelasten

Doch allzu viele scheren sich keine Spur um Kurvenhatz und Dynamik. Sie legen - wie sollte es bei einem Kombi anders sein - in erster Linie Wert auf Innenraumgestaltung, Platz und Design. Hier schlägt die große Stunde des A6. Instrumente und Bedienelemente sind derzeit nicht nur in der oberen Mittelklasse das Maß der Dinge. Auch wenn der BMW alles andere als preiswert daher kommt. Nicht nur bei Übersichtlichkeit und Haptik ist der Audi eine Klasse besser.

Bei den Dimensionen des Innenraums gehen beide Bayern dagegen Hand in Hand. Wer die optionalen Sport- bzw. Komfortsitze ordert, ist hier wie da wunschlos glücklich. Noch angenehmer sitzt es sich auf Leder. Nicht nur deshalb greifen die meisten der Kunden in dieser Liga tief in die Aufpreiskiste. Auch in der zweiten Reihe sitzt man gut - Bein-, Kopf- und Schulterfreiheit reichen nicht nur für einen 50-Kilometer-Trip. Wer will, kann für den Fond eine getrennte Klimareglung oder eine Sitzheizung ordern. Ohne Aufpreis gibt es üppige Kofferraumabteile und keinen ganz ebenen Ladeboden.

Kofferräume Audi A6 Avant und BMW 525d Touring Foto: press-inform

Der Audi versteckt hinter der weit aufschwingenden Klappe 565 bis 1.660 Liter. Der BMW startet bei 500 Litern und bietet ähnlich viele Ablagevariationen - selbstverständlich gegen Aufpreis. Beide bieten knapp 500 Kilogramm Zuladung und Anhängelasten von knapp zwei Tonnen.

Überhaupt geben einem die Aufpreisliste die Möglichkeit, die beiden Trendkombis zu echten Edellastern werden zu lassen. Elektrische Ledersitze, Xenon-Kurvenlicht, DVD-Navigation mit TV, elektrischer Heckklappenöffnung oder Einparkhilfe rundum - kaum ein Wunsch, der nicht in Erfüllung geht. Doch angesichts der beiderseits mehr als enttäuschenden Serienausstattungen ist es allzu ambitioniert, einen gut ausgestatteten Neuwagen unter 50.000 Euro erhaschen zu können.

Glücklicherweise locken viele Händler mit verführerischen Vorführmodellen. Unter dem Strich ist es Geschmacksache, für wen man sich entscheidet. Wer Spaß am dynamischen Vortrieb hat und auf den Allradantrieb verzichten kann, ist mit dem BMW 525d Touring besser und günstiger bedient. Der Audi A6 Avant 2.7 TDI macht den eleganteren Eindruck, hat etwas mehr Platz und bietet Allrad. Beide beweisen, dass es auch in der Klasse der Elitekombis nicht immer drei Liter Hubraum sein müssen. Günstig wird es trotzdem nicht.

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