Lustesel ohne Lastattribute

Fahrbericht Audi A4 2.0 TFSI Avant

Lustesel ohne Lastattribute
Der Audi A4 Avant © Foto: press-inform

Was wäre Audi nur ohne seine Avants? Der Aufstieg der Ingolstädter aus ehemals langweiligen Mittelklasseniederungen zu einer Premiummarke ist untrennbar mit den schicken Kombis namens Avant und dem Allradantrieb quattro verbunden.

Von Stefan Grundhoff

Irgendwie ist es wie immer in den vergangenen 15 Jahren. Der noch frische Audi A4 ist sehenswert, doch ein wirkliches Schmuckstück ist nur der Avant. Das meinen seit Jahren und drei Modellzyklen auch der Großteil der Kunden und entscheiden sich mit großer Überzeugung für einen Lustesel ohne große Last-Attribute. Wirklich laden muss in der Liga von 3er BMW, Audi A4 oder Mercedes C-Klasse niemand. Sie bieten jedoch mehr Platz als die Limousinen und sehen einfach besser aus.

Mit Commonrail

Das liegt beim aktuellen Modell insbesondere am Heck der Limousine. Die optische Überspannung des Kofferraums über den Rückleuchten sieht nicht schlecht aus. Wirklich schön gelöst ist das ganze jedoch nur beim Avant. Der präsentiert die Markenwerte wie kaum ein anderes Fahrzeug in der Modellpalette. Sehenswert, durchaus praktisch (490 Liter Stauraum), edel und unauffällig. Längst haben die Ingolstädter bewiesen, dass sie nicht nur ordentliche Dieselmotoren bauen können, die seit einiger Zeit auf die zeitgemäße Commonrail-Technik setzen. Da gibt es eben auch noch den ein oder anderen Benziner modernster Bauart. Beim Kunden ist die Qualität des Top-Vierzylinders mit zwei Litern Hubraum und 211 PS jedoch noch nicht ganz angekommen. Hier führt an den TDI-Versionen mit 143 und 170 PS kaum ein Kundenwunsch vorbei. Das mag zu einen an der Qualität der neuen Diesel-Generation, zum anderen jedoch auch am realen Durst der Benziner liegen.

Drei Fahrwerksstufen

Der Audi A4 Avant Foto: press-inform

Das Fahrverhalten des Audi A4 Avant ist leer wie beladen souverän. Wer es straffer mag, entscheidet sich für das System Audi Drive Select, in dem der Fahrer drei Einstellungen (Komfort, Auto und Dynamik) wählen und so das Fahrverhalten des Fronttrieblers in Bezug auf Dämpferabstimmung, Lenkung und Gasannahme beeinflussen kann. Allerdings macht der A4 auch ohne dieses Extra eine exzellente Figur. Das Fahrwerk ist straff und schluckt trotzdem jede Bodenwelle, die Kurvenlage ist vorbildlich. In schellen Kurven und ebensolchen Lastwechseln schiebt der knapp 1,6 Tonnen schwere Bayer erst spät über die Vorderachse. Allein bei Lenkung und der Handschaltung schaut man nach wie vor mit einem weinenden Auge zur Konkurrenz nach München.

Verbrauch im Vergleich

Der Audi A4 Avant Foto: Audi

Die Fahrleistungen des 211 PS starken 2.0 TFSI-Triebwerk können sich mit größeren Sechszylindern - auch aus dem eigenen Revier - durchaus messen. Doch beim Verbrauch liegt man trotz unbestrittener Qualitäten noch ein gutes Stück von der Selbstzünderfraktion entfernt. Unter neun Litern auf 100 Kilometern ist beim Benziner kaum etwas zu machen; oft sind es rund zehn Liter, die durch die Einspritzdüsen jagen. Leistung hat eben trotz des vergleichsweise kleinen Hubraums von zwei Litern ihren Durst. Der versprochene Verbrauch von 6,8 Litern scheint in fernen Welten realisiert worden zu sein.

Sportlicher Anspruch

Dafür hat man am Steuer seine helle Freude. Der Zweiliter-TFSI-Motor ist mit 180 und 211 PS zu bekommen. Der größere der beiden stellt bereits ab 1.500 U/min sein maximales Drehmoment von 350 Nm zur Verfügung und hält dies bis 4.200 Touren. Die Höchstgeschwindigkeit von 242 km/h und der mögliche Spurt 0 auf 100 km/h in 7,1 Sekunden unterstreichen den sportlichen Anspruch. Doch wenn schon einen leistungsstarken Benziner wie den 2.0 Turbo, dann bitte nicht mit Frontantrieb. Dann sind Traktionsverluste und Antriebskräfte im Steuer gerade im Vergleich zur Hinterrad-Konkurrenz aus München und Stuttgart einfach zu groß. Hier fährt sich die Quattro-Version egal auf welchem Untergrund deutlich entspannter und der Mehrpreis von 2.350 Euro ist mehr als gut angelegt.

Komfortable Sportsitze

Das Cockpit des A4 Foto: press-inform

Das gilt im Übrigen auch für eine Reihe von Extras, die Audi seinem bereits 35.550 Euro teuren Basismodell A4 Avant 2.0 TFSI Attraction eben nicht serienmäßig mit auf den Weg gibt. Die Sportsitze sind nicht nur auf längeren Strecken ein deutlicher Komfortgewinn. Verstellmöglichkeiten, Beinauflage und Seitenhalt sind eine gute Klasse besser als bei den ordentlichen Serienstühlen. Platz gibt es genug, auch wenn es gerade im Fond nicht gerade großzügig zugeht. In dieser Klasse sollte man es aus Sicherheits- und Komfortgewinn gar nicht erst ohne Xenonlicht (ab 975 Euro) und Navigationssystem (2.790 Euro) versuchen. Ansonsten grummelt man, wenn man den Wagen fährt und ärgert sich richtig, wenn man ihn weiter verkauft oder in Zahlung gibt.

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