Audi A3: S-Klasse des kleinen Mannes

Vor einem Jahr verschwand der A2 von der Audi-Produktionslinie. Wer günstig einen Ingolstädter fahren möchte, wählt nun den A3 mit 1.6 Liter-Benzinmotor. Wir haben getestet, ob sich die Anschaffung des Basismodells lohnt.

Von Stefan Grundhoff

Der Audi A3 ist die S-Klasse des kleinen Mannes. Mit dem schneidigen Ingolstädter ist man jederzeit richtig angezogen. Der kommt auf dem Walmart-Parkplatz genauso gut rüber wie vor dem heimischen Tennisclub. Der Bayer ist eben nicht der gewöhnliche Golf, der an jeder Ecke steht, sondern ein Statement, das sich sehen lassen kann, fast überall.

Kompakter Charakter

Im Vergleich zu seinem erfolgreichen Vorgänger hat sich die aktuelle Generation des A3 kaum verändert; konnte seinen elegant-kompakten Charakter bewahren. Mit allen Vor- und Nachteilen. Nicht uninteressant: rund 50 Prozent der Audi A3 sind Zweitwagen.

Mit dem zeitgemäßen Singleframe-Kühlergrill fügt er sich hervorragend in die Audi-Familie gleich gesinnter Frontansichten ein. Der Maßanzug sitzt, nichts kneift, außer man will im Fond mit drei Personen Platz nehmen. Das sollte man gleich vergessen und maximal eine Zweier-Belegung zulassen.

Der Motor im A3 Foto: Press-Inform

Sonst haben nicht nur die Knie, sondern auch die Schulterpartien mit Platzproblemen zu kämpfen. Doch der A3 hat seine Bestimmung bekanntermaßen nicht in der Beförderung von familiären Heerscharen gefunden. Stattdessen ist man in ihn gemeinhin allein oder im Zweierpack unterwegs. Hier bietet der A3 selbstverständlich keine Platzprobleme. Wer in den Fond möchte, freut sich über die Einstiegshilfe und die angenehm geformten Sitze. Klassentypisch kann die Rückbank auch umgeklappt werden, wenn es mit dem normalen Kofferraummaß einmal nicht reichen sollte.

Ansehnliches Design

Das Heck des Ingolstädters Foto: Press-Inform

Neben dem ansehnlichen Außendesign ist auch das Styling des Innenraums eine der Stärken des kleinen Audi. Sitze, Armaturenbrett und Verkleidungen sehen nicht nur gut aus, sie fassen sich auch gut an. Die Verarbeitung setzt in der Kompaktklasse Maßstäbe, die Bedienung sowieso. Fahrer jeder Größe freuen sich über die exzellenten Einstellmöglichkeiten von Sitz und Steuerrad. Wenn man nur in allen Kompaktklassemodellen so gut sitzen würde. Bei Schaltern, Lüftungsgittern und Bedienelementen hat man sich kräftig beim bis zu letzt sportlichen TT der ersten Generation bedient. Steht auch dem A3 sehr gut.

Bei der Motorisierung legen sich die meisten Kunden vorschnell auf eine TDI-Version fest. Gerade der drehmomentstarke 2.0 TDI mit 103 kW / 140 PS und 320 Nm Drehmoment findet wegen des sportlichen Vortriebs und des sparsamen Verbrauchs die meisten Freunde. Ähnlich wie andere Hersteller will Audi zunehmend wieder mehr Käufer für ein Benzintriebwerk begeistern. Den Einstieg bildet der 1,6 Liter große Benziner, der mit Direkteinspritzung 85 kW / 115 PS leistet. Kraftausbrüche sind bei den Leistungsdaten nicht zu erwarten. So geht es mit dem zweitschwächsten Benzintriebwerk gemächlich voran.

Im Gegensatz zum noch schlapperen 1,6er ohne Direkteinspritzung mit gerade einmal 102 PS ist der FSI zumindest mit dem gleichermaßen präzisen wie spritsparendem Sechsgang-Getriebe ausgestattet. Das passt gut zum knapp 1,4 Tonnen schweren Fronttriebler. Doch wer im Alltagsbetrieb schnell unterwegs sein will, muss den bayrischen Dreier schon kitzeln. Anders als bei den Dieselversionen zwischen 105 und 170 PS ist aus dem Drehzahlkeller rein gar nichts zu machen. Immerhin: letztendlich tröpfelt man sanft über die Tempo-200-Marke und schafft den Spurt 0 auf 100 km/h in knapp elf Sekunden.

Nur theoretischer Wert

Die versprochenen 6,6 Liter Super auf 100 Kilometer lassen sich scheinbar nur bei Laborbedingungen verwirklichen. Im Praxistest verbrauchte der Audi A3 1.6 FSI durchschnittlich 8,8 Liter auf 100 Kilometer, alles andere als wenig für müde 115 Pferde. Wirklich sparsam ist man nur im niedrigen Teillastbetrieb mit einem hohen Gang unterwegs. Bei höherem Autobahntempo oder beim starken Beschleunigen steigt der Verbrauch deutlich in Richtung zehn Liter: das ist viel zu viel.

Über den zu hohen Durst kann einen auch das gut abgestimmte Fahrwerk nicht hinwegtrösten. Es ist angenehm straff und gibt den Insassen jederzeit das Gefühl, fest im Sattel zu sitzen. Querfugen werden allerdings recht ruppig an den Innenraum übertragen. Für das Fahrverhalten ist man mit dem 16-Zoll-Felgen aus dem Serienpaket gut bedient. Doch was die gerade beim A3 so wichtige Optik angeht, kommt man um die optionalen 17-Zöller kaum herum. So ist die große Schwäche des Audi A3 in erster Linie sein Preis. Ab 20.400 Euro ist das nackte Basismodell A3 1.6 Attraction zu bekommen.

Bietet angemessen viel Platz Foto: Press-Inform

Doch wer möchte in einem A3 schon auf Sitzheizung (320 Euro), 17-Zoll-Alufelgen oder Xenonlicht (850 Euro) verzichten? Gerade bei den kompakten Edelmodellen ist die Serienausstattung wichtiger denn je. So kostet der 1.6 FSI real nicht 20.400, sondern leicht und locker mindestens 23.500 Euro. Dass sogar beheizbare Spiegel (ab 120 Euro), Klimaautomatik (1.390 Euro) oder Nebelscheinwerfer (160 Euro) teuer extra bezahlt werden müssen, dürfte einige Kunden zu der meist besser ausgestatteten Konkurrenz tragen. Immerhin hat das Sicherheitspaket mit ESP, ABS und diversen Airbags keine Lücken.

Und die Wertstabilität des A3 holt einige Euro am Ende wieder heraus. Trotzdem sollte man sich genau überlegen, ob man statt des durchzugsschwachen 1.6 FSI lieber den 2.0 FSI oder einen 2.0 TDI wählt. Die Modelle kosten jedoch 2.000 bis 3.000 Euro mehr.

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