Aufholjagd

Aprilia SL 750 Shiver

Aufholjagd
Aprilia Shiver © Aprilia

Mit dem Vorgängermodell der SL 750 Shiver hatte Aprilia gehofft, einen Erfolg zu landen. Doch der hat sich nicht eingestellt. Nun soll eine Detailpflege dafür sorgen, dass die Konkurrenz aufhorcht.

Friedrich-Michael Maier

Eine vorsichtige Modellüberarbeitung hat jetzt Aprilia seinem Mittelklasse-Naked Bike Shiver angedeihen lassen. Seit die italienische Motorradmarke ihr unverkleidetes Modell SL 750 Shiver vor drei Jahren präsentierte, ist eine schwierige Zeit für Aprilia vergangen: Der Erfolg, der von diesem V2-Modell erwartet worden war, hat sich nicht so richtig eingestellt. Wettbewerbsmodelle wie die Ducati Monster oder die Triumph Street Triple waren stets beliebter als die Italienerin; sogar Aprilias gleich motorisiertes Supermoto-Modell 750 Dorsoduro hat die 750 Shiver auf dem deutschen Markt im Jahr 2009 überflügelt. Vor diesem Hintergrund war es höchste Zeit für eine Detailpflege bei der Shiva, die nun für 9 199 Euro zu haben ist.

Magere Veränderungen

Auf den ersten Blick fallen die Veränderung mager aus, die technischen Unterlagen lassen nur sehr geringe Eingriffe erkennen. Neben einer neuen Cockpit-Maske mit Plexi-Hutze zum Zwecke verbesserten Windschutzes hat man sich vor allem mit der Sitzposition beschäftigt. So ist das Sitzpolster zugunsten einer besseren Erreichbarkeit des Bodens im vorderen Bereich um zwei Zentimeter schmaler geworden, zugleich wurden die Fußrasten für Fahrer und Passagier sportiver gestaltet.

Eine geringfügige technische Änderung ist von den Bremsscheiben zu vermelden: Sie sind jetzt im aktuellen Wave-Design gehalten. ABS ist für Deutschland weiterhin Serie; die Funktionsweise sowohl der Radial-Bremsanlage wie des ABS ist ohne Fehl und Tadel.

Breitere Felgen

Wichtiger fürs Fahrverhalten ist aber etwas ganz anderes: Die hintere Felge, mit bislang 6,0 Zoll extrem breit ausgefallen, wird nun durch ein 5,5 Zoll-Exemplar ersetzt. Zusammen mit dem unveränderten 180/55er Pneu verbessert sich die Fahrbarkeit der Shiver deutlich; sie lenkt leichter in Kurven ein und hält die Linie nun auch gut; ein klarer Pluspunkt zur bisherigen Version. Nicht ganz überzeugen kann die Motorabstimmung der von Anfang an mit einem innovativen ride-by-wire-System ausgerüsteten Shiver. Der nominell 70 kW/95 PS bei 9 000 U/min leistende V2-Motor mit 750 ccm Hubraum zeichnet sich im S-Modus (Sport) durch eine sehr aggressive Gasannahme aus, die den Fahrspaß nicht wirklich unterstützt.

Besser funktioniert die Sache im T-Modus, der für "Touring" steht. In der Summe lässt sich aber die aktuelle Dorsoduro mit dem gleichen Triebwerk geschmeidiger fahren. Auf dem Gebiet der Gasannahme könnten die Aprilia-Ingenieure noch ein wenig Feintuning betreiben.

Grundsätzlich ist die 210 Kilogramm schwere Shiver des Modelljahrgangs 2010 ein nach wie vor sympathisches Naked Bike, das mit seinem kernigen V2-Aggregat, der schönen Gitterrohr-Alu-Rahmenkombination, seiner kantig-aggressiven Erscheinung und seinen guten Fahrwerkskomponenten beim Fahren trotz der bissigen Gasannahme Freude macht.

Hoffen auf bessere Zeiten

Aprilia SL 750 Shiver
Die Shiver von Aprilia Aprilia

Dies galt bislang nicht unbedingt für die Punkte Zuverlässigkeit und Verarbeitung. Bleibt nur zu hoffen, dass Aprilia in diesen Bereich die wirklich entscheidenden Fortschritte erzielt hat. Dann stehen der jetzt inklusive ABS 9 199 Euro kostenden Shiver erfolgreichere Zeiten bevor. Ohne ABS ist sie 500 Euro billiger. Und wer noch mal 200 Euro sparen will, bekommt auch noch das 2009er Modell, so lange der Vorrat reicht. (mid)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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