Alfa Spider: Durstiger Schönling

Alfa Romeo setzt in der neuen Generation des Spider erstmals auch auf Dieselantrieb. Dass der gemeine Alfaristi trotzdem weiter leidensfähig sein muss, zeigen die ersten Testfahrten mit dem wunderschönen Cabrio.

Von Thomas Flehmer

Den ersten Preis hat der Alfa Spider bereits im vergangenen Jahr eingeheimst, als es das Modell noch gar nicht gab. Als «Cabrio des Jahres 2006» wurde die neue Generation ausgezeichnet. Doch die Verleihung dieser Auszeichnung war deutlich zu früh gekommen. Denn die neue Ikone des Unternehmens kommt erst ein dreiviertel Jahr nach seinem geplanten Start. Verantwortlich dafür seien Produktionsengpässe gewesen, sagt das Unternehmen.

Wunderschönes Design

Herausgekommen ist - wie sollte es bei Alfa Romeo anders sein - ein wunderschönes Cabrio. Basierend auf der Plattform des ebenso chicen Sportcoupé Brera und der weiteren 159er-Baureihe entstand der Spider traditionell der Zusammenarbeit zwischen dem Centro Stile Alfa Romeo und Pininfarina. Eine schnittige Front mit schmalen Kühlerschlitzen, die die Scheinwerfer beherbergen, sowie das verchromte Scudetto in der Mitte strahlen die Dynamik aus, die das Cabrio auch wirklich hat.

Gut 4,39 Meter weiter hinten und damit 9,4 Zentimeter mehr als beim Vorgänger lädt auch das Heck wieder zum Träumen ein. Im Gegensatz zum überproportionierten Hinterteils des Vorgängers ist die Rückpartie äußerst gelungen. Eine feine runde Heckpartie, hinter der es die nachfolgenden Autos gerne aushalten werden.

Kofferraum stark vergrößert

Gelungene Heckpartie Foto: Werk

Ebenso gerne verweilen die Insassen in den schmucken Ledersitzen des Cabrios. Rundinstrumente, Lederverkleidung in diversen eleganten Farbtönen vermitteln den Hauch von Komfort. Mehr als unschön ist die Position des Navigationssystem in der Mittelkonsole. So wird zwar die Fahrtrichtung im Armaturenbrett angezeigt, doch weitergehende Informationen lassen sich nur beim Blick in den unteren Bereich des Systems erkennen. So etwas raubt dem Fahrer schlicht die Aufmerksamkeit für den Verkehr.

Sinnvoll sind kleine Ablagefächer hinter den Sitzen, die zusätzlichen Stauraum schaffen. Auch der Kofferraum bietet bei 253 Litern und somit einem Plus von 106 Litern jetzt Platz für zwei Sporttaschen für den Wochenendausflug. Dieser sollte aber im offenen Zustand angetreten werden. Denn das Platzangebot ist im geschlossenen Zustand selbst für Personen unter 1,80 Meter dürftig. Zwar ist die Höhe um ganze drei Millimeter im Vergleich zur vorigen Generation gewachsen, doch stößt der Kopf an die Unterkante des Daches. Deshalb empfiehlt es sich, vor jeder Fahrt die 25 Sekunden abzuwarten, bis sich das Verdeck elektrisch geöffnet hat.

Herrlicher Sound

Eleganter Einstieg Foto: Werk

Die Wartezeit lohnt sich. Denn die beiden zunächst verfügbaren Benzinmotoren erzeugen viel Fahrfreude, wie die ersten Testfahrten bewiesen. 136 kW/185 PS lassen den 2.2 JTS 16V bis auf 222 km/h vorpreschen. Der Vierzylinder- Direkteinspritzer beschleunigt den Fronttriebler in 8,8 Sekunden auf die 100 km/h-Marke.

Noch schneller geht es mit dem 3.2 JTS Q4- Sechszylinder zu. Das erstmals mit Allradantrieb ausgestattete Topmodell benötigt dank 191 kW/260 PS sowie einem Drehmoment von 322 Nm bei 4.500 U/min nur sieben Sekunden zum Passieren der 100 km/h-Grenze. Zugleich bietet das Blubbern des Motors einen herrlichen Sound, der regelrecht zum Cruisen und nur teilweise zum Rasen einlädt.

Knarren im Gebälk

Das Cockpit des Spider Foto: Werk

Doch Alfa wäre nicht Alfa, wenn nicht auch Schwächen im Detail die Testfahrten begleiten würden. So knarrte die Karosserie bei einem Modell des Sechszylinders in den Kurven wie ein angelegtes Schiff, das sich ob des Wellengangs gegen die Tampen drückt - allerdings nur im geschlossenen Zustand.

Die größte Diskrepanz tut sich aber beim Benzinverbrauch auf. Während Alfa Romeo für den Drittelmix der 1,6 Tonnen schweren kleinen Maschine einen Durchschnittsverbrauch von 9,4 Liter angibt, zeigte der Bordcomputer nach den vielen engen Kurven auf der Küstenstraße rund um Neapel 15,8 Liter Super an, beim 1765 Kilogramm schweren 3.2 JTS waren es zwischen 22 und 25 Liter, die sich der Spider genehmigte. Alfa hat den Verbrauch mit 12,2 Litern angegeben. Hier wird sichtbar, dass Spider halt nicht eine Spinne meint, sondern vom englischen Speed (Geschwindigkeit) abgeleitet wird.

Premiere mit Diesel

Spider im Duett Foto: AG/Flehmer

Alfa wird ab Ende Februar dem entgegensteuern. Zum ersten Mal in der über 40-jährigen Geschichte bietet Alfa einen Diesel an. Der Fünfzylinder 2.4 JTDM 20V verfügt über 147 kW/200 PS und starken 400 Nm, die bei 2000 U/min anliegen.

Doch wer sich mindestens 34.300 Euro für den Einstieg leisten kann, der wird nicht nur über den Verbrauch hinwegsehen. Die Ausstattungsvariante Exclusive beginnt bei 37.800 Euro. Der Sechszylinder startet bei 42.100 Euro, die Exclusive-Variante bei 45.200 Euro. Das sind umgerechnet 90.000 Mark für ein Cabrio. Der Diesel bleibt mit 38.200 bzw. 41.300 Euro für Exclusive knapp darunter. Wer ein automatisiertes Sechsgang-Getriebe ordert, muss 1150 Euro drauflegen, für eine Sechs-Stufen- Automatik sind bereits 2050 Euro fällig.

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