Wahre Schönheit kommt von innen

In der Mittelklasse haben die sportlichen Kombis längst den Limousinen das Wasser abgegraben. Das ist bei Alfa Romeo nicht anders. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an den 159er Sportwagon. Lohnt ein Flirt mit dem schneidigen Italiener?

Von Stefan Grundhoff

Alfa Romeo will seine Verkaufszahlen 2006 fast verdoppeln. Gut ein Drittel der angepeilten 20.000 Einheiten sollen auf den neuen Star im Programm entfallen, den Alfa 159 SW. Nicht mehr ganz so feminin wie sein Vorgänger 156, aber mit der nach oben schlanker werdenden Karosserie und dem klaren Design immer noch ein wahrer Hingucker.

Design ausschlaggebend

Gerade wegen der Optik soll man sich für den Sportwagon entscheiden, denn ein echter Kombi ist er beim besten Willen nicht. Muss er auch nicht, denn auch die dynamische Konkurrenz von Audi A4, 3er BMW und Mercedes C-Klasse setzt auf alles andere als „Volumenmodelle“.

Beim Beladungstest fällt der 4,66 Meter lange Norditaliener erst einmal durch. Die Kofferraumklappe hat von außen keinen Öffner. Das klappt nur von innen oder über die Fernbedienung am Schlüssel. Besonders ärgerlich auch die hohe Ladekante. Ein Kasten Wasser ist nur durch große Mühen in den immerhin 445 Liter großen Laderaum zu wuchten. Mit ein paar Handgriffen lassen sich die Kopfstützen in die Rücklehne schieben und die Bank im Verhältnis 40:60 umklappen. Dann sind es 1235 Liter - ebenfalls nicht gerade viel, aber man hatte bei einem Alfa kaum mehr erwartet.

Tücken der Laderaumabdeckung

Der Kofferraum des neuen Alfa Foto: Press-Inform

Da stört schon mehr, dass die Laderaumabdeckung im Kofferraum so ihre Tücken hat. Ein pfiffiger Mechanismus, der das Rollo sanft zurück- und wieder nach vorn gleiten lässt, fehlt ebenso wie ordentliche Zurrösen.

Wer auf eine edle Optik nicht verzichten kann, der freut sich über einen Alfa 159 Sportwagon vor der eigenen Haustür und nimmt das ein oder andere Handicap in Kauf. Der Innenraum liegt auf dem Niveau der im vergangenen Jahr vorgestellten Limousine. Die Seriensitze sind nicht wirklich gut. Seitenhalt und Oberschenkelauflage können kaum zufrieden stellen. Auch bei Bein- und Schulterfreiheit ist der 159er insbesondere eines: ein echter Alfa. Knackig und sportlich geschnitten.

Das Cockpit des Alfa Foto: Werk

Keiner in dem man zu dritt auf der Rückbank Platz nehmen sollte und über 1,80 Meter möchte man auch nicht sein. Die elektrischen Stühle machen es zumindest vorne besser und sind nicht nur durch die besseren Verstellmöglichkeiten eine sinnvolle Wahl. Zudem erspart man sich den zweifelhaften Flockvelours, der in einen Schönling wie den Alfa 159 SW nun wirklich nicht passen möchte. Optionales Leder? Ja bitte!

Präzise Lenkung

Beim Fahrverhalten gibt es dagegen keine Überraschungen. Der Fronttriebler fährt sich klasse. Schnell gefahrene Kurven werden durch die präzise Lenkung und das straffe Fahrwerk ein Quell sich wiederholender Freude. Etwas bissigere Bremsen sowie mehr Komfort bei nervigen Querfugen und der Alfa läge auf Augenhöhe mit Platzhirschen aus Bayern und Baden-Württemberg. So ist er zumindest nah dran.

Der Motor im Alfa Romeo Sportwagon 159 Foto: Werk

Das kann man auch von der Einstiegsmotorisierung behaupten. Auch wenn es in den vergangenen Jahren den Anschein macht: Ein Alfa muss nicht obligatorisch einen Dieselmotor in sich tragen. Bereits der Basisbenziner 1.9 JTS ist eine überzeugende Wahl. Man fühlt sich gut aufgehoben; denkt jedoch, man sei mit rund 140 PS unterwegs. In Wirklichkeit sind es derer 160 und ein 1,9-Liter-Vierzylinder, der kräftig gedreht werden möchte. Passt zu einem Alfa und besonders einem 159er. Das leicht schaltbare Sechsgang-Getriebe und ein angenehmer Klang machen es einem leicht, an den Anfang der Alfa-Preisliste zu linsen.

210 km/h Spitze

Der 1,9er ist eng mit dem 185 PS starken Alfa 159 2.2 verwandt und fährt sich nicht deutlich schlechter. 190 Nm und 210 km/h Spitze sind ebenso standesgemäß wie ein Spurtpotenzial 0 auf 10 km/h in knapp zehn Sekunden und ein Durchschnittsdurst von 8,8 Litern Super auf 100 Kilometer. Der 159 Sportwagon ist in den Ausstattungsvarianten Progression und Distinctive zu bekommen.

Serienmäßig sind beim Einstiegsmodell Alfa Romeo 159 SW 1.9 JTS Progression unter anderem ein komplettes Sicherheitspaket mit ESP und sieben Airbags, Alufelgen, Klimaanlage und CD-Soundsystem. Der Basispreis liegt bei 27.150 Euro. So richtig chic ist der Alfa jedoch nur als Distinctive. Kostet ein paar hunderter mehr, doch die sind es wert. Der 159 Sportwagon ist schließlich die schönste Möglichkeit, mit einem Mittelklasse-Kombi unterwegs zu sein. Und wahre Schönheit kommt auch von innen.

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