Porsche Panamera S: Genuss in der Business-Lounge

Exotenstatus inklusive

Porsche macht es möglich. Im Porsche Panamera kann die gesamte Familie über den Asphalt in den Urlaub fliegen.

Von Thomas Flehmer

Robert Pfaller hat eine Genuss-Debatte angestoßen. Der Philosophie-Professor aus Wien vermisst im Leben vieler Menschen die Fähigkeiten, Dinge zu Genießen - sei es eine Zigarette oder das Fußballspiel mit Freunden an einem Sommerabend. Kleine Dinge würden ausreichen, um sich zu verwöhnen. Für die Klientel mit einem größeren Geldbeutel hält Porsche den Panamera S bereit, einen verlängerten 911er, einen Sportwagen für die ganze Familie.

Traditionelle Gemeinsamkeiten

Obwohl er als Porsche erkannt wird, ist der Panamera auch knapp drei Jahre nach seiner Markteinführung immer noch ein Exot, nach dem sich sehr, sehr viele Verkehrsteilnehmer umdrehen und auch mal nach dem Namen der äußerst sportlichen Familienkutsche fragen.

Wird die Front allein betrachtet, sind Unterschiede zum Aushängeschild der Neuner-Baureihe nicht zu erkennen. Scheinwerfer, erhöhte Kotflügel sowie die traditionelle Motorhaube lassen keinen Zweifel aufkommen. Erst hinter der B-Säule geht es anders als früher gewohnt weiter. Dabei zieht sich die Dachlinie langsam in Richtung Heck, ermöglicht dabei aber doch ein Kofferraumvolumen von 445 Litern. Zwei große Koffer und ein paar kleine Taschen zum Stopfen passen hinein ohne dass durch Umklappen der Rücksitze das Volumen auf 1263 Liter erweitert werden muss.

Symphonie aus acht Töpfen

Im Porsche Panamera S sitzen vier Personen wie in der Business-Lounge Porsche

Im Innern können vier Personen auf den Komfort-Sesseln Platz nehmen, um dann den Luxus der Zuffenhausener Schmiede zu genießen. Leder mit akkuraten Nähten, eine gewaltige Mittelkonsole, deren zahlreiche Schalter einem sich recht schnell erschließen. Der Fahrer wird gleich über fünf Rundanzeigen über das Geschehen in und um das Auto informiert, der Bord-Computer am oberen Ende der Mittelkonsole versorgt die Insassen mit Informationen und Unterhaltung. Die Lautstärke von Radio, CD oder USB-Stick-Inhalten muss dagegen ganz nach alter Schule mit einem Knopf verstellt werden, da Bedienelemente am Lenkrad fehlen. Aber auch das klappt.

Doch das Infotainment-Center wird gar nicht so häufig benötigt. Denn der Achtzylinder gebietet gleich nach dem Starten allen anderen Nebengeräuschen Einhalt. Das sportliche Röhren ist immer wieder ein Genuss, eine Symphonie mit und aus acht Töpfen in einem Raum von 4,8 Litern. Etwas zäh ist dabei die Annahme des ersten Gasbefehles. Das Pedal muss etwas tiefer heruntergedrückt werden, ehe sich der 4,97 Meter lange und 1770 Kilogramm schwere Familiensportler nach einer Ferdinand-Porsche-Gedenksekunde in Bewegung setzt. Beim Einparken in enge Lücken kostet diese Verzögerung trotz der Einparkhilfen den einen oder anderen Tropfen Schweiß.

Geballte Kraft beim Spurt

Der Kofferraum des Porsche Panamera S beherbergt bis zu vier Trolleys Porsche

Ist dieses Loch überwunden, spielt der Panamera seine geballte Kraft von 294 kW / 400 PS und dem Drehmoment von 550 Newtonmetern im Bereich von 3500 bis 5000 Umdrehungen pro Minute geballt aus. Die Insassen werden in die Ledersitze gedrückt und der Gran Turismo prescht nach vorn und ist nicht mehr aufzuhalten. Innerhalb von 5,4 Sekunden sind die 100 km/h erreicht.

Die Doppelkupplung schaltet dabei recht langsam hoch und verlängert somit die Symphonie des Sprints. Im urbanen Verkehr dagegen liegt der fünfte Gang schon bei 55 km/h an, die Stadtautobahn wird mit Tempo 80 km/h bereits im siebten und höchsten Gang bei Drehzahlen knapp über 1000 Umdrehungen bewältigt. So flossen im Stadtverkehr – mit allerdings recht vielen Stadtautobahnkilometern – 12,8 Liter auf 100 Kilometern durch die Schläuche und somit viel weniger als die von Porsche angegebenen 18,9 Liter.

Cruisen bei 170 km/h

Exklusives Cockpit im Porsche Panamera S Porsche

Ein anderes Bild ergab sich auf der Autobahn. Der sportliche Antritt, die Höchstgeschwindigkeit von 285 km/h sowie eine fast leere Strecke auf den 480 Kilometern von Berlin nach Münster ließen die acht Zylinder kräftig arbeiten. In dreieinhalb Stunden war die Reise beendet, das Tempo lag hauptsächlich zwischen 190 und 240 km/h und brachte dem Fahrer viel Freude ein.

Ebenso erfreut lächelte die charmante Aushilfe an der Tankstelle, die 74 Liter Super Plus und 122 Euro nach der Fahrt abkassierte. Rund 15,4 Liter vertilgte so das Aggregat. Eine gemütlichere Rückfahrt brachte einen Durchschnitt von 11,8 Litern ein und die Erkenntnis, dass auch eine Cruise-Geschwindigkeit von 170/180 km/h Freude bereitet, denn das Tempo wird im Innern nicht als solches wahrgenommen. Und 11,8 Liter für den Familienboliden sind so schlecht nicht.

Kurvenhatz wie im Zweisitzer

Trotz seiner Länge ist der Porsche Panamera ein typischer Sportwagen AG/Flehmer

Doch auch auf der Landstraße unterstreicht der Panamera S, dass er trotz seiner Länge und Gewichts zum Sportwagensegment zugerechnet werden muss. Die Kurvenhatz nimmt er ähnlich wie der kleinere Zweisitzer, die Beschleunigung ist ebenso beeindruckend und bereitet einen hohen Genuss, in den leider nicht allzu viele Autofahrer kommen werden. Denn 94.582 Euro müssen zu Beginn für den Panamera S auf den Tisch gelegt werden. Ausstattungsfeatures sollen den Komfort weiter stärken und drücken den Preis in den sechsstelligen Bereich.

Um keinen Neid aufkommen zu lassen. Die pekunär potenteren Panamera-Piloten würden häufig etwas darum geben, kleine Dinge wie zum Beispiel ein Fußballspiel mit Freunden an einem Sommerabend genießen zu können.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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