Ford elektrisiert den Transit Connect

Ford Transit Connect Electric

Ford schickt den Transit elektrisch auf die Straßen. Angesichts einer noch fehlenden Förderung rechnen die Kölner nur mit einer geringen Nachfrage nach dem Kleintransporter.

Von Sebastian Viehmann

Ford spielt "Stille Post": Der Kleintransporter Transit fährt jetzt auch rein elektrisch. In Deutschland rechnen die Kölner allerdings nicht mit einer großen Nachfrage, und die schweren Batterien fressen Nutzlast. Der Elektroantrieb in Nutzfahrzeugen hat eine lange Tradition. Großbritannien zum Beispiel nannte in den 70er Jahren die weltweit größte Stromer-Flotte sein Eigen: Die "Milk Floats" waren klein und langsam, aber sie lieferten leise und ohne Abgase massenweise Milchflaschen aus. Nun sollen stromernde Lastesel als Allround-Transporter neuen Schub bekommen. Einer davon ist der Ford Transit Connect Electric.

Focus Electric und zwei Hybride folgen

Ford will in den kommenden zwei Jahren zudem den Focus elektrifizieren und vier neue Hybridmodelle einführen. Dabei handelt es sich um den Familienvan C-Max und ein Modell auf Fords CD-Plattform, das in der Größe ungefähr dem Mondeo entsprechen wird. Die Technik des Transit Connect Electric stammt vom amerikanischen Unternehmen Azure Dynamics. Unter der Haube tummeln sich neben dem 100 kW/136 PS starken Elektromotor und dem Gleichstrom-Umrichter die Leistungselektronik, das stufenlose Getriebe und Nebenaggregate wie die elektrische Servolenkung und die elektrische Pumpe für das Kühlsystem.

Die Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 28 Kilowattstunden befindet sich vor der Hinterachse im Unterboden des Fahrzeugs. Der Laderaum bleibt so komplett erhalten. Die Nutzlast allerdings reduziert sich wegen des Zusatzgewichts der Batterie auf ungefähr 453 Kilogramm, beim normalen Transit Connect beträgt sie je nach Ausführung zwischen 748 und 827 Kilogramm. Die Konkurrenz verspricht mehr Nutzlast mit Strom: Beim Renault Kangoo Rapid Z.E. soll die Nutzlast mit 650 Kilogramm genauso groß sein wie die eines Diesel-Kangoo.

130 Kilometer Reichweite

Im Cockpit erinnert beim Transit bis auf die Batterieanzeige im Instrumentenbrett nichts an den Elektroantrieb. Sanft und ruckfrei lässt sich der Wagen durch die Stadt bewegen, die Beschleunigung ist sehr ordentlich. Die Lenkung ist relativ schwergängig, und dass man in einem Nutzfahrzeug sitzt, merkt man auch an der Geräuschdämmung - das Surren des Elektromotors ist zwar nicht unangenehm laut, aber deutlicher zu hören als in vielen Elektro-Pkw.

Die Reichweite des Elektro-Transit gibt Ford mit maximal 130 Kilometern an, die Höchstgeschwindigkeit mit 120 km/h. Mit dem integrierten Ladegerät beträgt die Ladezeit an der Steckdose sechs bis acht Stunden. Was der Transit Connect Electric kosten wird, verrät Ford nicht, die Summe dürfte sich irgendwo zwischen 20.000 und 30.000 Euro bewegen. Renault bietet seinen Transporter Kangoo Rapid Z.E. Für 23.800 Euro an, dazu kommen dann aber noch monatliche Leasingkosten für die Batterie in Höhe von 85 Euro.

Zweigleisig fahren

Der Kangoo Rapid Z.E. kommt ebenfalls nächstes Jahr Foto: Renault

Ford rechnet für das Jahr 2020 mit einem Anteil der batterieelektrischen Fahrzeuge am gesamten Fahrzeugmarkt von 2,1 Prozent und bei Plug-In-Hybriden von 5,9 Prozent. "Ford als Volumenhersteller kann nicht allein mit der Produktion batterieelektrischer Fahrzeuge überleben", erklärt Peter Schmitz, technischer Leiter für Elektroantriebe im Ford-Forschungszentrum Aachen, und umreißt damit ein Problem, vor dem auch Hersteller wie VW, General Motors oder Mercedes stehen.

Die großen Hersteller müssen zweigleisig fahren, solange sie ihren Hauptumsatz mit herkömmlichen Benzinkutschen machen. Auch wenn es in Deutschland bislang keinen Zuschuss für den Kauf eines Elektroautos gibt, sollen diverse Elektrotransporter auf den Markt kommen. Der Automobilzulieferer Fräger will in seinem Tochterunternehmen German E Cars den Pritschen-Kleinlaster Plantos bauen. Der zum Daimler-Konzern gehörende Lkw-Bauer Fuso hat gerade erst auf der Nutzfahrzeug-IAA in Hannover die elektrische Zugmaschine Canter E-Cell präsentiert. Renault bringt seinen Kangoo Rapid Z.E. 2011 nach Deutschland.

"Fehlende Förderung macht Leben schwer"

Doch ebenso wie Ford rechnet sich Renault keine großen Chancen auf dem deutschen Markt aus. "Die fehlende Förderung in Deutschland macht uns das Leben ein bisschen schwer", sagt Beatrice Degand-Wego, die die Einführung des Wagens in Deutschland koordiniert. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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