Fahrassistenzsysteme senken Versicherungsprämien

Geringere Typklasseneinstufung

Fahrassistenzsysteme senken Versicherungsprämien
Das ACC-System von Skoda © Skoda

Fahrassistenzsysteme erhöhen die Sicherheit. Das wird auch von den Versicherungen mit der Einstufung in eine niedrigere Typklasse goutiert. Die Kunden erkennen die Vorteile solcher Technologien, wie die Einbauraten bei Skoda zeigen.

Von Frank Mertens

90 Prozent aller Unfälle gehen auf das Fehlverhalten der Autofahrer zurück. Fahrassistenzsysteme können diese Fehler signifikant reduzieren und damit zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr beitragen. Sie haben für den Autofahrer indes noch einen anderen positiven Nebeneffekt. Sie helfen, bei der Versicherung Geld zu sparen.

Grundsätzlich ergeben sich nach Auskunft des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) die Typklassen aus dem „tatsächlichen Schadenbedarf der einzelnen Modelle“. Doch bei der Ersteinstufung eines Modells haben serienmäßig verbaute Notbremssysteme einen positiven Effekt auf die Typklasse. Die Versicherer haben also erkannt, dass durch einen Notbremsassistenten die Schäden reduziert werden können.

Signifikanter Sicherheitsgewinn

Dass Fahrassistenzsysteme einen signifikanten Sicherheitsgewinn darstellen, erkennen immer mehr Kunden. Sie sind entsprechend bereit, sich dies bei der Anschaffung eines Neuwagens auch etwas kosten zu lassen.

Bei der VW-Tochter Skoda zum Beispiel gehört das Frontradar mit seiner in Notfällen automatischen Notbremsfunktion beim neuen Fabia (ab Ausstattungsvariante Ambiente) als auch beim Flaggschiff Superb zur Serienausstattung.

Der Spurhalteassistent lenkt mit.
Der Spurhalteassistent lenkt mit. Skoda

Die Tschechen stehen längst nicht mehr nur für Simply Clever, sondern auch für das Thema Sicherheit. So kommen beim EuroNCAP alle Modelle der Marke auf die Höchstwertung von fünf Sternen.

Die Skoda-Kunden goutieren dies, wie die steigenden Zulassungszahlen und Bestellraten für die erhältlichen Fahrassistenzsysteme beweisen. Beim Superb beispielsweise liegen die Einbauraten des adaptiven Abstandsassistenten, der bei Skoda Adaptive Cruise Control (ACC) heißt, bei Limousine und Kombi bei knapp unter 80 Prozent. Das ACC kostet für das System bis zum Regelbereich von 160 km/ übrigens 320 Euro, für das bis Tempo 210 km/ arbeitende ACC werden 820 Euro fällig. Noch höher liegt die Einbauraten bei der Müdigkeitserkennung (50 Euro): hierfür entscheiden sich über beide Karosserieformen hinweg fast 95 Prozent der Kunden. Beim Spurwechselassistenten und Ausparkassistenten, der für 820 Euro in der Preisliste steht, liegt die Einbaurate bei über 70 Prozent.

Park- und Rangierunfälle nehmen zu

Immer mehr Parkassistenten erkennen den Querverkehr.
Neue Systeme warnen beim Ausparken vor Querverkehr Skoda

In diesem Bereich liegt bei der Limousine auch die Nachfrage nach dem Parklenkassistenten (610 Euro), wobei sich beim Kombi nur die Hälfte aller Kunden für dieses System entscheidet. Aber vielleicht überdenken zukünftige Kombi-Kunden diese Entscheidung mit Blick auf Zahlen des Allianz Zentrums für Technik. Danach sind nämlich die Schadensfälle bei Park- und Rangierunfällen in den zurückliegenden zehn Jahren um satte 30 Prozent gestiegen. Insbesondere in den Städten ist ein überproportionaler Anstieg dieser Schäden feststellbar. Das liegt auch am Design der Fahrzeuge, dessen Fenster aus Sicherheits- und Komfortgewohnheiten immer kleiner werden.

Parksysteme sollte man indes nicht überschätzen, vor allem solche nicht, die nur auf Ultraschallsensoren setzen. Denn sie können nach Expertenmeinung den Anstieg nicht wirklich vermeiden. Auch mit einem solchen System sollten Fahrer nicht auf den Schulterblick verzichten. Experten raten eher zu Systemen mit 360 Grad Blick (Surrond View). Sie seien in der Lage, solche Unfälle zu reduzieren.

Höheres Segment gleich höhere Einbaurate

Viele Autohersteller bieten bereits ein Notruf-System an.
eCall ist ab 2018 vorgeschrieben Daimler

Je höher die Fahrzeugklasse, desto höher sind aufgrund der Zahlungsbereitschaft der Kundschaft auch die Einbauraten von Fahrassistenzsystemen. Beim Skoda Octavia entscheiden sich beispielsweise zwar immer noch etwas mehr als 40 Prozent der Kunden für das ACC, aber das ist schon deutlich weniger als beim Superb. Ähnlich sehen die Unterschiede auch beim Spurwechsel- als auch Parklenkassistenten aus.

Vor diesem Hintergrund wäre es wünschenswert, dass die Hersteller immer mehr Fahrassistenzsysteme nicht nur optional sondern als Serienausstattung anbieten. Aber auch der Gesetzgeber dürfte hier angesichts der Vorteile von Fahrassistenzsystemen in der Pflicht stehen, Fahrassistenzsysteme zur Pflicht zu machen, die die Verkehrssicherheit erhöhen. Zu hoffen bleibt, dass der Entscheidungsprozess nicht wieder so lange braucht wie beim Stabilitätsprogramm ESP. Hier hat es bis zum 1. November 2014 gedauert, bis es für Neuwagen zur Pflicht gemacht wurde. Seit diesem Datum darf kein Auto mehr neu zugelassen werden, das nicht über ESP verfügt. Dass sich der Gesetzgeber Zeit lässt, wichtige Sicherheitsfeatures verpflichtend ins Auto zu bringen, zeigt sich auch beim so genannten
eCall-System, einem automatischen Notrufsystem
. Es ist erst ab 2018 in allen Neuwagen vorgeschrieben.

Dass die Versicherer nun bereits Autos mit Notbremsassistenten bei der Prämiengestaltung berücksichtigen, ist ein erster Schritt, die Kunden zum Kauf von Autos mit solchen Systemen zu animieren. So stellen die Experten des Allianz Zentrums für Technik (AZT) in einem im Oktober erschienenem Beitrag für die Zeitschrift Verkehrsunfall und Fahrzeugtechnik fest, dass Fahrassistenzsysteme einen „wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit“ leisten. Dessen sollten sich die Käufer von Klein- und Kompaktklassemodellen verstärkt bewusst machen, wenn sie sich Gedanken über ihr neues Auto machen.

Keine Beiträge vorhanden