DS4 Crossback: Kleiner Geländeschummler

Ohne Allradantrieb

DS4 Crossback: Kleiner Geländeschummler
Der DS4 Crossback ist ein kleiner Schummler. © DS

Das Gros muss sich noch an die neue Tochter von Citroen gewöhnen. Doch DS Automobiles wandelt auch mit dem DS4 Crossback auf den Spuren der legendären Göttin, die gerade erst ihren 60. Geburtstag feierte.

Raus aus der Massenware, Premium heißt das Zauberwort und das steht für Exklusives, Edles und auch das etwas Teurere. Nach dieser Devise baut Citroën seine neue Marke DS weiter aus und tritt mit dem neuen DS4 (ab 23.990 Euro) und erstmals mit einem höher gelegten Schwestermodell namens Crossback (ab 25.490 Euro) in der umkämpften Golf-Klasse an. Beide Neulinge wurden aus der Citroën-Stammfamilie ausgebürgert, nirgendwo am Auto ist das vertraute Doppelwinkel-Logo mehr zu entdecken. Damit soll die Marke mit dem offiziellen Namen „DS Automobiles“ endlich Fahrt aufnehmen. Denn in Deutschland wurden zum Beispiel in fünf Jahren nur rund 50.000 DS-Modelle verkauft.

DS4 Crossback nur optisch ins Gelände

Schon erstaunlich, was zwei recht simple Metallstreben bewirken können: Dank der silbernen Dachreling, pechschwarzen Felgen und den drei Zentimetern mehr an Bodenfreiheit steht der DS4 Crossback wirklich anders da als die Limousine. Auch wenn der Franzose streng genommen nur ein Geländewagen-Fake ist, vermittelt er einen Hauch Urigkeit und Wagemut, gekrönt durch eine erhabene Sitzposition, die für den Überblick zuständig ist.

So passt er zumindest optisch ins SUV-Zeitalter, dessen Motto „mehr scheinen als sein“ lautet. Wie sonst ist der Erfolg dieser Spezies von Autos zu erklären, die wegen fehlenden Allradantriebs noch seltener abseits befestigter Straßen unterwegs sind als die dort ohnehin kaum zu sehenden teuren Lifestyle-Offroader.

Hommage an die Göttin

Der DS4 Crossback ist nur optisch für den Geländeeinsatz präpariert worden.
Neues Markengesicht für den DS4 Crossback DS

„Die Silhouetten für den DS4 ähneln den Schuhen einer schönen Frau“, erklärt Baureihen-Chef Eric Apode. „Die Limousine ist eher mit einem eleganten Designstück zu vergleichen, der Crossback mit einem robusten Wanderschuh“. Natürlich hat Letzterer damit das Rüstzeug, um zumindest in Europa zum erfolgreichsten Modell der jungen Marke DS zu werden. Denn er trägt das gleiche ansehnliche Pariser Modellkleid, das auch die Limousine schmückt. Der Schnitt des Vorgängers wurde zwar nur dezent verändert, fällt aber durch schärfere Falze an den Seitenpartien auf und macht rund um die Radhäuser dickere Backen als bislang. Vor allem aber dürfen sich der DS4 und damit auch der Crossback mit dem neuen Markengesicht schmücken, das erstmals am Flaggschiff DS5 zu entdecken war.

Das breitgezogene, sechseckige Kühlermaul mit dem verschlungenen DS-Emblem im chromumrandeten Zentrum soll künftig alle Modelle der derzeit einzigen französischen Edelmarke auszeichnen. Dazu kommen neue Frontscheinwerfer, teilweise mit LED-Lampen. Und natürlich die angedeuteten „Flügel“ als Hommage an den klassischen DS, der gerade seinen 60. Geburtstag erlebte. Auf den Oldtimer geht nämlich auch der Markenname zurück. Die beiden Letter „DS“, nacheinander buchstabiert „De-esse“, bedeuten als ganzes Wort gesprochen nichts anderes als „Göttin“.

Gene vom Citroen C4

Der DS4 Crossback ist nur optisch für den Geländeeinsatz präpariert worden.
Sparsam agiert der Diesel des DS4 Crossback DS

Auf den Landstraßen entlang der Loire darf sich der göttliche Nachwuchs jetzt erstmals austoben. Unter der Haube des Test-Crossbacks sorgt einer der derzeit besten Dieselmotoren fürs Fortkommen. Der Zweiliter steht mit 133 kW/180 PS im Datenblatt. Spürbarer ist die beeindruckende Durchzugskraft von 400 Nm. Beim flotten Kurven hinterm Deich der Loire reichen niedrige Drehzahlen, um den Crossback im Rahmen des Tempolimits bei Laune zu halten. Das 3-Zentimeter-Wachstum kann den DS natürlich nicht ins Wanken bringen. Gute Noten verdienen sich auch Lenkung und Bremsen. Im Gegensatz zum Genspender Citroen C4 ist der Crossback deutlich straffer, manchen vielleicht schon zu straff.

Bei alledem geht der HDI 180 passabel mit dem kostbaren Nass im Tank um. Sicher, der Norm-Traumwert von hier 4,4 Litern bleibt einmal mehr in weiter Ferne, aber 6,2 Liter bei durchaus zügiger Fahrt sind angesichts der spürbaren Kraft zwischen der Vorderachse in Ordnung. Zumal ein betont zurückhaltender Fahrstil noch einen guten Liter einsparen kann.

DS als Feinkostabteilung im Großkonzern

Der DS4 Crossback ist nur optisch für den Geländeeinsatz präpariert worden.
Exquisites Cockpit des DS4 Crossback DS

Später, auf dem Parkplatz eines der typischen Schlösser entlang der Loire, bleibt Zeit für einen Rundumblick durch den neuen DS-Innenraum. Der Test-Crossback, mit 31.390 Euro ohnehin schon recht teuer, wurde mit allerlei Exklusivem aus der Preisliste weiter verfeinert. Das Nappa-Leder für die wohlgeformten Sitze wurde auch zur Verkleidung von Türen und Armaturenbrett genutzt und kostet in Summe gut 4500 Euro extra. Die Gestaltung und Anordnung der erfreulich wenigen Schalter unterstreicht den neuen „Premium“-Anspruch. Auch wenn sich beim neuen DS4 wie schon beim Vorgänger die hinteren Seitenscheiben nicht öffnen lassen.

Der Navi-Monitor hat jetzt auch Apples Carplay und Androids Mirrorlink gelernt, so dass mit ihm Smartphone-Inhalte bedient werden können. Der elektronische Wegweiser selbst bietet leider nur eine mittelmäßige Darstellung. Fehlanzeige auch weiterhin beim Thema Assistenzsysteme. Bis auf einen Toter-Winkel-Warner und Alarm beim Überfahren der Straßenmarkierung finden DS-Käufer nichts in der Preisliste. Baureihen-Chef Apode räumt Nachholbedarf ein und verspricht baldige Abhilfe. Dennoch wird die Strategie einer Art Feinkostabteilung im Großkonzern wohl aufgehen. Der DS4 ist schon etwas Besonders, könnte zum Hingucker in seiner Klasse werden. Und vor allem die zuletzt leidgeprüften PSA-Kassenwarte entlasten. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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