Der gläserne Autofahrer

Datenschutzprobleme durch Vernetzung

Der gläserne Autofahrer
Die Herstelller setzen auf mehr Datenschutz. © dpa

Die Vernetzung des Autos schreitet immer weiter voran. Die einen begrüßen es, die anderen sehen es als Problem an. Schließlich werden eine Vielzahl von Daten gesammelt. Was ist mit dem Datenschutz?

Autofahrer können die über sie gesammelten Daten kaum kontrollieren, kritisiert nun der Deutsche Anwaltverein auf dem Verkehrsgerichtstag in Goslar. Der Zugriff auf die im Fahrzeug gesammelten Informationen werde dem Fahrer verwehrt und auch die Verwendung sei nicht transparent.

Schon heute fallen in den elektronischen Systemen des Autos zahlreiche Daten an, die zumindest lokal gespeichert werden können. Auf einen Teil der Daten haben aktuell allein die Autohersteller Zugriff, die sie laut dem Deutschen Anwaltverein (DAV) vor allem verwenden, um Ansprüche der Fahrzeugbesitzer – etwa bei Garantieschäden – abzuwenden. Mit der europaweiten Pflicht zu automatischen E-Call-Notrufsystemen in Neuwagen wird sich die Problematik nach Einschätzung des Vereins noch verschärfen. Dadurch wird ein Mobilfunkmodul in jedem Auto Standard – und damit ebenfalls die Möglichkeit, gesammelte Daten aller Art umgehend zu versenden. „Neben einem möglichen Datenmissbrauch droht der gläserne Autofahrer, dessen Verhalten aber auch Fehlverhalten noch lange Zeit zurück verfolgbar ist“, so der DAV.

Anwälte fordern einheitliche Regeln

Die Anwälte fordern daher einheitliche Regelungen darüber, welche Daten erhoben werden, wie lange sie gespeichert und an wen sie weitergeleitet werden. Unter anderem wird vorgeschlagen, eine widerrufliche Einverständniserklärung des Fahrers zur Datenerhebung und –weiterleitung zur Pflicht zu machen. Auch müsse der Betroffene die Möglichkeit haben, als Erster Einsicht in die Daten zu erhalten und diese auch zu löschen bevor es zur Weitergabe kommt.

Dass die Autohersteller immer mehr Daten sammeln, ist unstrittig. Experten rechnen damit, dass in fünf Jahre Datenmengen mindestens im zweistelligen Petabyte-Bereich zugänglich sind. Bislang geht es aber vor allem um das Speichern für eine mögliche spätere Verwendung. Zugriff haben sie zumindest theoretische auf die Informationen von Navigationssystemen, Innenraum-Kameras, mobilen Endgeräten im Besitz von Kunden, Postings und Tweets in sozialen Medien – zumindest, wenn diese über das Fahrzeug abgesetzt werden. Die Informationen sollen künftig helfen, Markttrends zu erkennen und Entwicklungen zu simulieren, um strategische Unternehmensentscheidungen besser planen zu können.

Das kann auch durchaus im Interesse des Kunden sein, vor allem, wenn es nicht um personenbezogene Daten geht. Oder wenn die Daten außerhalb des Fahrzeugs gesammelt werden. Schon heute etwa werden die Daten der weltweiten Markenwerkstätten nahezu in Echtzeit ausgewertet, um Probleme früh zu erkennen und schnell zu lösen. Das Problem für die Autofahrer dürfte weiter zunehmen, da immer mehr Hersteller die Vernetzung des Fahrzeuges mit dem Smartphone vorantreiben. So bringen immer mehr Hersteller beispielsweise soziale Netzwerke wie Twitter, Facebook oder Google+ in die Fahrzeuge. (AG/SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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