Honeywell kritisiert Tests des KBA

Streit um Kältemittel R1234yf

Honeywell kritisiert Tests des KBA
Eine B-Klasse geriet bei Tests mit dem Kältemittel in Brand. © Daimler

Der Streit um das neue Kältemittel R1234yf geht in die nächste Runde – nun zwischen Honeywell und dem Kraftfahrt-Bundesamt. Der US-Konzern kritisiert die von der Behörde durchgeführten Tests.

Der US-Hersteller Honeywell hat im Streit um das neue Kältemittel R1234yf das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) für deren Testverfahren kritisiert und der Behörde fehlende Transparenz vorgeworfen. Wie Honeywell-Manager Kenneth Gayer in einem der Autogazette vorliegendem Brief an KBA-Präsident Ekhard Zinke schreibt, dränge sich "der Verdacht auf, dass Ihre Tests mit Blick auf ein erwartetes Resultat entwickelt, durchgeführt und im Verlauf der Testreihen solange angepasst wurden, bis das gewünschte Ergebnis endlich erzielt wurde."

Wie aus dem Schreiben an das KBA hervorgeht, empfindet es Honeywell als ausgesprochen bedenklich, "dass die Tests der Stufen zwei und drei nicht den bewährten Produktsicherheitsprozessen- und Protokollen entsprochen haben, die für eine Bewertung jedes anderen Produkts dieser Art angewendet werden."

KBA trägt zur "Verwirrung" bei

Am 8. August hatte das KBA einen Zwischenbericht zur Risikobewertung des neuen Kältemittels R1234yf in Klimaanlagen vorgelegt. Bei den zuvor durchgeführten Tests war es bei zwei Prüfdurchgängen mit unterschiedlichen Schweregeraden zunächst zu keiner Entflammung der getesteten Fahrzeuge gekommen. Deshalb hatte das KBA mitgeteilt, dass es im Rahmen des Produktsicherheitsgesetzes keine "ernste Gefahr" sehe, die ein Eingreifen notwendig mache.

Bei einem dritten Prüfdurchgang war es indes zum Austritt von Fluorwasserstoff und einer Entflammung im Motorraum gekommen. Das KBA hatte vor diesem Hintergrund in seinem Zwischenbericht geschrieben, dass mit dem neuen Kältemittel eine neue Technologie zum Einsatz komme, die laut der Behörde im Widerspruch zu den europäischen Zielen zur Verringerung der Gefahren im Straßenverkehr stehe. Bei welchem der getesteten Fahrzeuge es beim dritten Durchgang zu einer Entflammung gekommen war, wurde nicht mitgeteilt. Neben einer Mercedes B-Klasse wurden auch noch ein Opel Mokka, ein Hyundai i30 und ein Subaru Impreza getestet.

Honeywell bittet um Treffen

Auch beim Autobauer Daimler war es bei eigenen Tests mehrfach zu einer Entflammung gekommen. Deshalb weigert sich der Hersteller, dass neue Mittel in seinen Fahrzeugen einzusetzen und greift stattdessen weiter auf R134a zurück. Dafür haben sich die Schwaben vom KBA eine erweiterte Typgenehmigung für die Modelle erteilen lassen, in denen man R134a einsetzt, umso nicht gegen EU-Recht zu verstoßen. Dennoch blockiert Frankreich derzeit die Zulassung bestimmter Mercedes-Benz-Modelle. Mit dem Zulassungsstopp befasst sich am morgigen Freitag das oberste französische Verwaltungsgericht (Conseil d´Etat). Es hat für 10 Uhr eine mündliche Anhörung angesetzt, bei der es um eine Einstweilige Verfügung von Daimler gegen den Zulassungsstopp geht.

Honeywell kritisierte zudem, dass der vorgelegte Zwischenbericht, der auch an die EU-Kommission weitergeleitet wurde, zu "großer Verwirrung geführt" habe und auch die Wahrheit verneble. So könne R1234yf in angemessen konstruierten Fahrzeugen als Kältemittel "vollkommen sicher eingesetzt werden". Vor dem Hintergrund, dass das KBA derzeit noch an seinem Abschlussbericht arbeite, erbittet Honeywell ein Treffen, um die Ergebnisse zu diskutieren und sicherstellen zu können, "dass alle Ergebnisse korrekt interpretiert und in einem angemessenen Zusammenhang gestellt werden." Ob es zu einem solchen Treffen kommt, ist indes fraglich. Denn bereits zwei vorherige Schreiben an das KBA blieben unbeantwortet. (AG/FM)

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