Sparprogramm bei Daimler

Absatzkrise erreicht Oberklasse

Sparprogramm bei Daimler
Daimler-Chef Dieter Zetsche startet ein Sparprogramm © dpa

Daimler reagiert auf die Absatzkrise in Europa. Der Autohersteller aus Stuttgart bringt Maßnahmen auf den Weg, um Kosten zu sparen.

Die Absatzkrise in Europa erreicht die Oberklasse-Hersteller: Der Autobauer Daimler rechnet wegen der schwächelnden Autokonjunktur in seiner Pkw-Sparte mit einem operativen Gewinnrückgang und reagiert mit Sparmaßnahmen. «Wir haben in Europa zunehmend schwierige Marktbedingungen», sagte Konzernchef Dieter Zetsche am Donnerstag in Stuttgart. Die Gewinnwarnung schickte die Daimler-Aktie am Nachmittag auf Talfahrt, auch wenn in der Branche viele angesichts der Entwicklung in Europa mit einem solchen Schritt gerechnet hatten. Die Rivalen BMW und Audi bekräftigten ihre Vorhersagen allerdings und rechnen weiter mit Rekordergebnissen. Auch die dritte deutsche Nobelmarke Porsche erwartet für 2012 weiter Bestwerte, ist aber beim Ausblick auf das kommende Jahr zunehmend vorsichtiger.

Lage auch in China verschärft

Zetsche sagte, die Autosparte des Konzerns, zu der die Marken Mercedes-Benz, Smart, Maybach und AMG gehören, werde den operativen Gewinn des Vorjahres (Ebit) 2012 wohl nicht erreichen. Damals hatte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern der Sparte bei 5,2 Milliarden Euro gelegen. Eine Prognose für den Gesamtkonzern machte Zetsche nicht. Bisher rechnet Daimler mit einem Ebit in der Größenordnung des Vorjahres. 2011 hatten die Schwaben operativ rund 8,76 Milliarden Euro eingefahren. Die Entwicklung in Europa sei «negativer, als wir sie noch vor kurzer Zeit erwartet haben», sagte Zetsche. Selbst im Wachstumsmarkt China habe sich die Lage signifikant verschärft.

Das von Zetsche angekündigte Sparprogramm wird einen Umfang von rund einer Milliarde Euro haben, wie die «Financial Times Deutschland» unter Berufung auf Konzernkreise berichtete. Ein Sprecher des Autobauers wollte die Zahl am Donnerstagabend nicht bestätigen. Er sagte, Daimler wolle Details des Sparprogramms in den kommenden Wochen bekanntgeben.

Daimler startet Sparmaßnahmen

Die Marktschwäche in Europa versuchen die Hersteller auch mit teils kräftigen Preisnachlässen auszugleichen, doch das drückt den Gewinn ganz erheblich. Eine Stellschraube, um dennoch Geld zu verdienen, sind die Kosten. Da will auch Daimler ran. Um sich auf die schwieriger werdenden Bedingungen einzustellen, will Zetsche «eine ganze Reihe von Maßnahmen» auf den Weg bringen, die künftig in einem Sparprogramm gebündelt werden sollen. Konkrete Schritte wollte er erst in den nächsten Wochen bekanntgeben. Vor allem in Europa aktive Konzerne wie Fiat, Opel, Ford oder Renault leiden schon länger unter der Lage.

Der französische Autobauer PSA Peugeot Citroën kündigte am Donnerstag an 75 Prozent seiner profitablen Logistik-Tochter Gefco für 800 Millionen Euro an die russische Eisenbahngesellschaft RZD verkaufen zu wollen. Vor dem Verkauf solle die Tochter, die 2011 knapp 3,8 Milliarden Euro Umsatz machte und operativ 233 Millionen Euro verdiente, allerdings noch 100 Millionen Euro Dividende an PSA zahlen. Die Tochter regelt nicht nur die Logistik der PSA-Autosparte, sondern soll ab 2013 auch die der General-Motors-Tochter Opel übernehmen. PSA kämpft ebenfalls mit der Absatzkrise und leidet unter Überkapazitäten und hohen Schulden. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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