Dacia Sandero als teurer «Herzensbrecher»

Viele Mängel, kaum Pannen

Dacia Sandero als teurer «Herzensbrecher»
Ein Dacia Sandero der zweiten Generation. © AG/Flehmer

Die Preise für einen neuen Dacia Sandero sind die günstigsten in Deutschland. Bei einem Gebrauchtkauf des Kleinwagens kommen zahlreiche Zusatzkosten hinzu.

Beim Dacia Sandero stellt sich eine zentrale Frage: Muss man dieses Auto gebraucht kaufen? Schließlich ist der Kleinwagen der rumänischen Renault-Tochter mit einem Basispreis von 6890 Euro der billigste Neuwagen in Deutschland. Da kann ein Gebrauchter doch kaum günstiger sein. Doch dieser Preis gilt für das nackte Basismodell, wer möchte, kann den Kleinwagen immerhin mit Extras wie Klimaanlage oder Standheizung aufrüsten. Bei gut ausgestatteten Gebrauchten kommt dann doch ein lohnender Wertverlust ins Spiel. Doch an der technischen Qualität des rumänischen Autos ändert das nichts: Die lässt Experten zufolge zu wünschen übrig - und im Alter noch weiter nach.

Probleme für Dacia Sandero ab der ersten HU

«Ein Preisbrecher, der leider auch die Herzen der TÜV-Prüfer bricht», urteilt der «TÜV Report 2014» über den Sandero. Beispiel: Die Auspuffanlage falle bei der Kfz-Hauptuntersuchung (HU) geschlagene 16 Mal mehr mit Mängeln behaftet auf als der Durchschnitt aller getesteten Autos. Auch Achsaufhängung, Antriebswellen, Lenkanlage und -gelenke seien deutlich schlechter. Während die Fußbremse oft ungleich ziehe, seien immerhin Bremsleitungen und -scheiben in Ordnung. Das Fazit des Reports: «Wer schon bei der ersten HU so viele Probleme hat, wird es im Alter richtig schwer haben.»

Immerhin führen die HU-relevanten Mängel nicht überdurchschnittlich oft zu Pannen: Mit Blick auf die Pannenhäufigkeit ordnet der ADAC den Sandero im vorderen Mittelfeld seiner Klasse ein. Für Zwangspausen sorgten zum Beispiel Fehlfunktionen im Motormanagement und durchgebrannte Sicherungen der Kraftstoffpumpe (beides bis Baujahr 2006). Auch defekte Zündspulen (2008/09) und defekte Generatoren (2011) riefen die ADAC-Pannenhelfer öfters auf den Plan.

Variantes Kraftstoffangebot für Dacia Sandero

Der Dacia Sandero kam 2008 auf den Markt. Ein Jahr später folgte die rumänische Renault-Tochter der Mode und legte die Variante Stepway im Offroad-Trimm mit mehr Bodenfreiheit auf. Seit Frühjahr 2013 ist die zweite Generation im Verkauf - mit serienmäßigem Schleuderschutz ESP.

Motorenseitig bietet der Sandero mit Antrieben für Autogas (LPG) und Ethanol mehr Variantenreichtum als mancher teurere Wettbewerber. Die LPG-Versionen kommen je nach Modellvariante und Baujahr auf 53 kW/72 PS bis 62 kW/84 PS. Wahlweise mit Benzin oder Ethanol fährt allerdings nur der Sandero Stepway von 2012 (77 kW/105 PS). Die von Beginn an angebotenen Benziner leisten zwischen 55 kW/75 PS und 66 kW/90 PS. Auch Diesel treiben den Kleinwagen an, sie kommen je nach Baujahr auf 50 kW/68 PS bis 66 kW/90 PS.

Zurück zum Fahrzeugpreis: Mindestens 3350 Euro müssen Interessenten für einen gebrauchten Dacia Sandero einplanen. Diesen Richtwert nennt der Branchendienst Schwacke für den Sandero 1.4 MPI mit 55 kW/75 PS von 2008 und geht dabei von einer durchschnittlichen Laufleistung von 76 000 Kilometern aus. Neu kostete der Wagen 7500 Euro. Für einen Autogas-Sandero mit 53 kW/72 PS von 2009 werden demnach noch um die 5300 Euro fällig (64.000 Kilometer) - ehemaliger Neupreis: 10.990 Euro. Noch 9050 Euro, also weit mehr als für ein neues Exemplar in der Basisausführung, kostet der Sandero Stepway dCi 90 Ambiance mit 66 kW/90 PS von 2012 (45.450 Kilometer). Einst rief Dacia dafür 11.790 Euro auf. (dpa/tmn)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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