Über den Spaß zur Sicherheit

BMW Ice Experience

Über den Spaß zur Sicherheit
Die BMW Ice Experience fand bereits zum 25. Mal statt. © AG/Flehmer

Mit einem BMW über Schnee und Eis zu fahren, bringt viel Freude. Neben der Kundenbindung durch spezielle Fahrertrainings erhalten die Teilnehmer zudem mehr Sicherheit im alltäglichen Verkehr.

Von Thomas Flehmer

Traktiert von mehreren Gasstößen absolviert der 5er BMW den abgesteckten Slalom-Parcour im Schnee meist quer. Im Fernsehen schaut es locker und leicht aus, im Alltag muss richtig gearbeitet werden, damit der Fahrer den Hecktriebler richtig übersteuert. Was im Alltag auf den Straßen nicht unbedingt möglich ist, kann auf der Ice Experience in Sölden praktiziert werden. Doch was vornehmlich nach Spaß aussieht, kann im Alltag helfen, den Aufprall auf ein anderes Fahrzeug zu verhindern. „Driften ist die kontrollierte Übersteuerung“, sagt Florian Wimmer.

Fahrsicherheitstraining statt Urlaub

Der Ingenieur ist im Alltag in der Entwicklung bei dem Münchner Hersteller angestellt und seit vier Jahren nebenbei Instruktor, der per Walkie Talkie Anweisungen an die Teilnehmer der Experience gibt, ihr Auto kontrolliert über Schnee und Eis zu pilotieren.

„Wenn das Heck ausbricht, heißt es Gegenlenken und mit Gasstößen die Kontrolle über das Fahrzeug zu behalten“, so Wimmer, der bei BMW die verschiedenen Instruktorenstufen absolviert und dabei mehrere Führerscheine erworben hat und nun als einer von rund 100 Instruktoren bei BMW Fahrsicherheitstrainings durchführt – und dafür extra Urlaubstage oder Überstunden nimmt, weil die Trainings viel Freude bereiten.

BMW Ice Experience zum 25. Mal in Sölden

Die BMW Ice Experience fand bereits zum 25. Mal statt.
Auf den Spuren von James Bond AG/Flehmer

Vor der Praxis aber werden die Teilnehmer in die Theorie eingeführt und das kleine Einmaleins des Autofahrens wird von der richtigen Sitzposition über Lenkradhaltung bis zum richtigen Bremsverhalten durchgenommen. Und gerade beim Wintertraining wird Wert auf die richtige Reifenauswahl gelegt. Die Kontrolle darüber geht schnell vonstatten. „An guten Winterreifen bleibt der Schnee haften“, sagt der 33-Jährige. Dass übrigens Sommerreifen im Winter nichts zu suchen haben, haben die Teilnehmer nach dem Ende des Kursus auf alle Fälle verstanden. „Nur Winterreifen im Gebirge. Das steht für alle fest“, sagt Josef Bücherl.

Der frühere BMW-Chefingenieur gilt als Vater der Ice Experience, die in diesem Jahr zum 25. Mal auf insgesamt drei Hektar Fläche in den Öztaler Alpen an den Orten stattfindet, in denen sich zuletzt James Bond im neuen Film „Spectre“ wilde Verfolgungsfahrten lieferte.

Sicherheitstraining als Therapie

Die BMW Ice Experience fand bereits zum 25. Mal statt.
Sicherheitstraining in herrlicher Landschaft AG/Flehmer

Begonnen hatte der Auftakt 1991 mit 40 Vertretern von Versicherungen. Drei Tage Autofahren, drei Tage Skifahren wurden angeboten, „aber wir waren da sehr flexibel“, sagt Bücherl. Denn der Spaß soll trotz aller Sicherheit nicht zu kurz kommen. „Ohne Spaß nutzt die ganze Veranstaltung nichts“, sagt Karl-Heinz Müller, der mittlerweile für die Einsatzleitung in Sölden zuständig ist. Zum Spaß trug Martin Tomczyk bei. Der DTM-Champion von 2011 nahm die Teilnehmer in einem Safety Car mit und schlitterte mit ihnen kontrolliert und Spaß bringend über Schnee und Eis.

Müller selbst würde auch mit den Trainings nicht nur die potente Kundschaft ansprechen wollen, sondern auch die Zielgruppe zwischen 18 und 25 Jahren. Anders als in Deutschland müssen in Österreich Führerscheinneulinge innerhalb der ersten zwei Jahre nach dem Erwerb ein Sicherheitstraining absolvieren. „Das ist sehr sinnvoll“, sagt Müller, da viele Fahrer zum Beispiel gar nicht richtig bremsen können und somit wertvolle Meter vor einem möglichen Aufprall verschenken. Aber auch „alte Hasen“, die durch einen Unfall an Selbstvertrauen verloren haben, können durch ein Training therapiert werden und ihre Ängste überwinden, wie Müller schon erlebt hat.

Spezielle Trainings für Elektroautos

Die BMW Ice Experience fand bereits zum 25. Mal statt.
Auf dem Rundkurs wird Driften geübt AG/Flehmer

Aus dem Wintertrainingsprogramm sind im Laufe der 25 Jahre weitere Programme entwachsen, sodass „BMW mittlerweile Trainings über das gesamte Fahrzeugportfolio anbietet“, wie Vesna Pintaric sagte.

So gibt es neben den Wintertrainings in Sölden sowie Schweden und Finnland auch Angebote am Nürburgring sowie zu den einzelnen Fahrzeugen bis hin zum Elektroauto i3 sowie spezielle Formate für professionelle Fahrer, die im Dienste von mehr oder weniger bekannten Personen stehen. „Das Format kommt gut an, jetzt auch in Asien“, so Pintaric, die für die Organisation zuständig ist, weiter.

26.000 Teilnehmer pro Jahr

Die unterschiedlichen Programme beginnen mit einer Veranstaltung über einen halben Tag bis hin zu elf Tagen. „Wenn ein Kunde auch individuelles Programm wünscht, würden wir auch für 30 Tage Mitarbeiter abstellen. Während im ersten Jahr gerade mal 800 Teilnehmer gezählt wurden, buchten im vergangenen Jahr rund 26.000 Interessierte weltweit gewisse Zeiten mit den Instruktoren.

Das Training in Sölden nimmt dabei mit 1200 Teilnehmern die Spitzenposition ein vor dem Training im schwedischen Arjeplog. Und zum Jubiläum hat BMW auch wieder das Training ins Programm genommen, mit dem Josef Bücherl vor 25 Jahren begonnen hatte: Drei Tage Auto, drei Tage Ski.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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