BMW und Indian setzen 2015 auf Sporttourer

Verkleidete Motorräder bevorzugt

BMW und Indian setzen 2015 auf Sporttourer
Indian versucht mit der Roadmaster einen Neuanfang. © Indian

Das Durchschnittsalter von Motorradfahrern liegt bei Mitte 40. Kein Wunder, dass die Komfortansprüche an die motorisierten Zweiräder auch für die neue Saison ansteigen.

Es ist naheliegend, dass mit steigendem Lebensalter die Komfortansprüche steigen. Was fürs Auto oder auch das Urlauben gilt, zeigt sich auch auf dem Motorradmarkt. Bedenkt man, dass Deutschlands Durchschnittsbiker Mitte Vierzig ist, ist die Zahl jener beträchtlich, die sich nicht mehr mit dem Fahrtwind abmühen wollen und deshalb eine verkleidete Maschine bevorzugen. Bei den Tourenmotorrädern – die Bandbreite reicht von dezent sportlich bis verschärft luxuriös – tun sich für die Saison 2015 die zwei Marken BMW und Indian mit bemerkenswerten Neuheiten hervor: Die Bayern mit dem neuen Sporttourer R 1200 RS, der sich in diesem Teilsegment durchboxen will, und die noch in ihrer Wiedergründungsphase befindlichen Amerikaner mit dem Dickschiff Roadmaster: Der Kilopreis liegt mit 66 Euro zwar nicht übertrieben hoch, doch bei achteinhalb Zentnern summiert sich dieser auf 27.990 Euro.

BMW mit fast 40-jähriger Tradition

BMW knüpft mit seiner neuen R 1200 RS an die lange Sporttourer-Tradition des Hauses an: das erste RS-Serienmotorrad mit Boxermotor gab es schon 1976, mit Vierzylindermotor wurden RS-Modelle ab 1983 produziert. Letzter Boxer-Sporttourer war nach der R 1150 RS die glücklose R 1200 ST, deren unharmonisch wirkende Frontmaske dazu führte, dass dieses Modell schon zwei Jahre nach Produktionsstart wieder eingestellt wurde.

Das wird der im Frühjahr zu den Händlern kommenden R 1200 RS ganz sicher nicht widerfahren: Ihr Design wurde auf den Herbstmessen in Köln und Mailand allgemein als gelungen empfunden; die Frontmaske erinnert an den erfolgreichen Supersportler S 1000 RR. Dennoch ist die R 1200 RS eindeutig als Sporttourer positioniert; sie wurde zugleich mit dem Nakedbike R 1200 R entwickelt, mit dem es eine Vielzahl von Gleichteilen gibt – Rahmen, Bremsen, Räder, Tank sowie Motor und Antrieb sind identisch. 92 kW/125 PS bei 7.750 Umdrehungen leistet der wasser-/luftgekühlte Boxermotor aus 1.170 Kubikzentimetern Hubraum, womit bei Bedarf eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 240 km/h möglich sein dürfte. Dank der aerodynamisch sehr ausgefeilten Verkleidung mit manuell verstellbarem Windschild erscheint dies auch für Fahrer in höherem Alter durchaus machbar. Mit 236 Kilogramm ist die RS-Version lediglich fünf Kilogramm schwerer als das unverkleidete R-Modell.

BMW nach sechs Jahren Pause wieder mit Sporttourer

Die BMW R 1200 RS
BMW stößt in neue Nische BMW

Dass BMW sechs Jahre nach Produktionseinstellung der R 1200 ST wieder einen Sporttourer lanciert, verwundert ein wenig, denn diese sehr universell einsetzbare Fahrzeuggattung hat in den letzten Jahren viele Freunde verloren: Insbesondere die stark wachsende Gattung der Reiseenduros (z.B. BMW R 1200 GS) oder auch der „Sport Adventure Bikes“ wie Ducati Multistrada und neuerdings BMW S 1000 XR setzen den Sporttourern stark zu. Ob BMW diesen Trend mit der neuen R 1200 RS drehen kann?

Auf ein bewährtes Segment, nämlich das der Luxustourer, setzt mit dem neuen Modell Roadmaster die vergangenes Jahr wieder am Markt erschienene US-Marke Indian; sie war 1953 in Konkurs gegangen. Verschiedene Wiederbelebungsversuche zwischen 1967 und 2010 waren erfolglos, bis Polaris Industries (Snowmobile, Quads, ATVs, Victory-Motorräder) 2011 die Marke übernahm. Mit eigens entwickelten Motoren und vielen stilistischen Anleihen an die Indian-Historie – die Marke war ursprünglich 1901 und damit zwei Jahre vor Harley-Davidson gegründet worden – wurden mittlerweile drei Modellreihen realisiert, die auf viel Marktresonanz stoßen.

Indian bietet fünf Jahre Garantie

Die Roadmaster entspricht dem Kaliber einer Harley-Davidson Ultra Classic Electra Glide, ist mit Sitzen aus echtem Leder, Sitzheizungen, LED-Scheinwerfern und elektrisch verstellbarem Windschild aber deutlich besser ausgestattet und bietet volle fünf Jahre Garantie. Zudem ist der luftgekühlte, 1.811 Kubikzentimeter große V2-Motor etwas hubraumstärker und auch moderner aufgebaut als die Harley-V2-Motoren; die Spitzenleistung von 62 kW/84 PS bei bescheidenen 4.500/min liegt auf demselben Niveau.

Geht der Wiederaufbau der Traditionsmarke Indian mit gleicher Geschwindigkeit weiter, darf man von ihr einiges erwarten: Im ersten vollen Geschäftsjahr wurden in Deutschland immerhin 231 Motorräder mit dem charakteristischen Indianerkopf auf dem vorderen Kotflügel neu zugelassen; beim Marktzutritt der Schwestermarke Victory vor vier Jahren zählte der Polaris-Konzern zum selben Zeitpunkt lediglich 142 Neuzulassungen. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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