Erste Zwischenbilanz des «Blitz-Marathons»

Lamas behindern Polizisten

Erste Zwischenbilanz des «Blitz-Marathons»
Am Donnerstag und Freitag wird wieder geblitzt © ADAC

Ein auffällig ruhiger Berufsverkehr hat den ersten Teil des «Blitz-Marathons» geprägt. Trotz des großen Polizeiaufgebotes konnten einige Autofahrer nicht schnell genug den Fuß vom Gaspedal nehmen.

Beim ersten bundesweiten «Blitz-Marathon» hat die Polizei den Autofahrern eine entspannte Fahrweise attestiert und dennoch reihenweise Temposünder erwischt. Fast 15.000 Polizisten kontrollierten an mehr als 8700 Stellen seit Donnerstagmorgen 24 Stunden lang Autofahrer. Dabei dürfte die Geschwindigkeit von weit mehr als einer Million Autofahrern gemessen werden. Ergebnisse wollte die Polizei an diesem Freitag bekanntgeben.

Deutlich gedrosseltes Tempo

Im Norden meldete die Polizei deutlich gedrosseltes Tempo: «Wir stellen fest, dass die Leute langsamer fahren», sagte ein Sprecher des Innenministeriums von Mecklenburg-Vorpommern. So sei an einem Kontrollpunkt in Schwerin kein einziger Raser erwischt worden, während an derselben Stelle sonst dutzendweise Autofahrer als zu schnell auffallen. Auch aus Hamburg und Schleswig-Holstein wurde ein auffällig ruhiger Berufsverkehr gemeldet. Im Südwesten bremste zusätzlich starker Regen den Verkehrsfluss. Entsprechend wenig Temposünder fielen auf, hieß es in Stuttgart.

In Dortmund sei ein Raser dafür gleich zweimal geblitzt worden, teilte die Polizei mit. Das erste Mal raste er trotz der groß angekündigten Aktion mit Tempo 96 statt 50 Stundenkilometern in eine Kontrollstelle. Dabei wurde festgestellt, dass er seine Kraftfahrzeug-Steuer nicht bezahlt hatte. Mit quietschenden Reifen fuhr er wutentbrannt davon - und landete mit Tempo 78 direkt in der nächsten Tempofalle. Macht zusammen 230 Euro Geldbuße, vier Punkt in Flensburg und einen Monat Fahrverbot.

Lamas im Visier der Kontrolleure

In Krefeld und Hückeswagen (Nordrhein-Westfalen) gerieten Lamas ins Visier der Tempokontrolleure. Die entlaufenen Tiere verhinderten dort eine Weile weitere Kontrollen, weil die Beamten alle Mühe hatten, die Andentiere wieder einzufangen. Auf der Autobahn 1 bei Lübeck kam der Verkehrssünder aus der falschen Richtung: Ein Radfahrer war als Geisterfahrer auf der Autobahn unterwegs - und wurde vom Kontrollteam gestoppt.

In Köln wurde ein Autofahrer mit Tempo 91 in einer Tempo-50-Zone gemessen. Weil sein Flensburger Konto bereits 16 Punkte aufwies, ist sei Führerschein nun futsch.

Auswirkungen im Ausland

Die Innenministerkonferenz hatte die bundesweite Aktion im Mai beschlossen. Alle 16 Bundesländer und Stadtstaaten beteiligten sich. Inzwischen werde die Idee aus Nordrhein-Westfalen auch in Ländern wie Finnland, Portugal und Polen kopiert, hieß es in Düsseldorf.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) und ADAC-Präsident Peter Meyer zogen in Grevenbroich Zwischenbilanz: «Die meisten Autofahrer fahren in ganz Deutschland verantwortungsbewusster», sagte Jäger. «Mit solchen Aktionen besteht die Chance, das Bewusstsein von Auto- und Motorradfahrern zu ändern», erklärte ADAC-Präsident Meyer.
Im vergangenen Jahr sank die Zahl der von Rasern verursachten Verkehrstoten in Nordrhein-Westfalen, wo bereits vier landesweite «Blitz-Marathons» stattfanden, um 32 Prozent. «Wir sind davon überzeugt, dass wir mit unserer Strategie auf dem richtigen Weg sind», erklärte Innenminister Jäger.

Kritik von Piraten und FDP

Der Verein «Mobil in Deutschland» steht der Aktion hingegen kritisch gegenüber. Der einzige Grund des «Blitz-Marathons» sei, die Staatskasse zu füllen. Dem widerspricht die Polizei: Es gehe darum, die Autofahrer zu langsamerem Fahren zu bewegen.

Kritik kam auch den den Reihen der Piratenpartei und der FDP. Die wenigsten Verkehrstoten kämen wegen zu hohen Tempos ums Leben, sondern wegen unangepassten Fahrens und Fahrfehlern, erklärte die Piratenfraktion im NRW-Landtag.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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