Bentley betreibt Downsizing

Audi liefert Achtzylinder

Bentley betreibt Downsizing
Der Bentley Continental schaltet vier Zylinder ab © Bentley

Bentley senkt die Anzahl der Zylinder. Aber auch mit dem neuen Aggregat sind die britischen Nobelmodelle der VW-Tochter noch gut motorisiert unterwegs.

Knapp einen Monat vor der Premiere auf der Detroiter Auto-Show lüftet Bentley das Geheimnis um den neuen Vier-Liter-V8-Motor im Programm. Mit einer Leistung von 373 kW/507 PS wahrt er zwar respektvollen Abstand zu den Zwölfzylindern der Marke, gemessen am Hubraum ist die Ausbeute aber deutlich besser.

Höhere Literleistung im Achtzylinder des Bentley

Der neue V8-Motor soll als Alternative zu den W12-Aggregaten in den Modellen Continental GT und Continental GTC angeboten werden. Wie diese wird auch der Achtzylinder von zwei Turboladern mit Verbrennungsluft versorgt. Die dabei entstehenden 507 Pferdestärken stellen aber eine deutlich höhere Literleistung dar, also dem Verhältnis von Hubraum zur erzielten Motorkraft. Aktuell bieten die sechs Liter großen Zwölfzylinder 575 PS an, was einer Leistung von 95,8 PS je Liter Hubraum entspricht. Der vier Liter große Achtzylinder kann dagegen mit einer Literleistung von 126,7 PS aufwarten.

Gleichzeitig liegt das maximale Drehmoment des kleineren und deshalb leichteren Motors mit 660 Newtonmetern schon ab 1700 Umdrehungen an, und damit sehr nahe an den 700 Newtonmetern, die der Zwölfzylinder zur Verfügung stellt. Die zu erzielenden Fahrleistungen dürften wegen der Gewichtsersparnis nur unwesentlich unter denen der bisherigen Continental-Modelle liegen. Der Hersteller stellt 290 km/h und ein Beschleunigungsvermögen von unter fünf Sekunden von null auf 100 km/h in Aussicht. Ein neues, eng gestuftes Achtgang-Automatikgetriebe soll die Kraft geschmeidig auf die Straße bringen.

Baugleicher Motor wie im Audi S8

Die englische Automanufaktur, seit 1998 unter dem Dach der Volkswagen AG, musste die Entwicklungskosten für das neue High-Tech-Triebwerk nicht allein tragen. Der Motor ist in wesentlichen Teilen baugleich mit dem Spitzen-Aggregat, das Audi in seine sportliche Limousine S8 einbaut. Dort allerdings können die Fahrer sogar auf 520 PS zurückgreifen. Da druckvolles Beschleunigen von jeher zu den Kernwerten der Marke Bentley gehört, durften die Briten den Ingolstädtern immerhin ein wenig mehr Drehmoment abtrotzen: Mit 650 Newtonmeter liegt der Audi S8-Motor knapp hinter dem Wert des Bentley-Triebwerks.

Der frühere Porsche-Chefentwickler und jetzige Bentley-Vormann Dr. Wolfgang Dürheimer ist von der Harmonie zwischen dem neuen Antrieb und den jüngst gelifteten Coupé- und Cabrio-Modellen überzeugt: "Dieser neue Motor wird mit atemberaubender Kraft aufwarten und diese mühelos mit unserer charakteristischen 'Drehmomentwelle', die man von einem V8-Motor erwartet, bereitstellen." Einen V8 nutzt auch das Spitzenmodell Mulsanne, der jedoch hat 6,75 Liter Hubraum.

Zylinderabschaltung bei Bedarf

Leistung und ihre Entfaltung sind nur eine Seite der Medaille, die Bentley künftig stärker funkeln lassen will. Die andere heißt Effizienz. Zwar werden Bentleys auf lange Sicht bestimmt nicht zu Sparmobilen, doch die erstaunliche Ziffer der Verbrauchsverringerung, die Bentley im Zusammenhang mit dem neuen Motor nennt, lautet 40 Prozent. Erreicht wird dies durch eine technische Raffinesse, die der Audi-Motor von Hause aus mitbringt. Er kann auch mit der halben Zylinderzahl das Vorankommen der Insassen gewährleisten.

Die Zylinderabschaltung ist der Clou, der im sanften Cruisingbetrieb und ohne dezidierte Leistungsanforderung den Verbrauch radikal senken kann. Diese Technik beschert beispielsweise dem Audi S8 einen Verbrauchsdurchschnitt von 10,2 Litern Super Plus je 100 Kilometern nach EU-Norm. Zwar will Bentley die Werte seiner Autos erst zur Premiere in Detroit bekanntgeben, jedoch würde voraussichtlich alles jenseits von elf Litern als Verfehlung des 40-Prozent-Ziels gewertet. Eine andere Unwägbarkeit ist die Frage, wie angestammte Bentley-Kunden auf die Aussicht reagieren werden, plötzlich und unmerklich mit einem Vierzylinder unterwegs zu sein. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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