Limousinen verlieren an Attraktivität

Ein Auto mit Stufenheck verliert zunehmend an Attraktivität – insbesondere im privaten Bereich. Die Kunden entscheiden sich lieber für Kombis oder Vans.

Von Thomas Geiger

Die Stufenheck-Limousine ist so etwas wie der graue Zweireiher unter den Autos: im Geschäftsleben zwar nach wie vor unverzichtbar, im privaten Einsatz aber immer weniger geschätzt. «Die klassische Limousine ist der große Verlierer der letzten Jahre», sagt Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen.

«Lag ihr Marktanteil im Jahr 2000 noch bei 16,4 Prozent, ist heute nur noch einer von zehn Neuwagen in Deutschland ein Stufenheck», verweist er auf die Zulassungsstatistik.

Abwanderung zu Kombis und Vans

«Erklären lässt sich das mit dem Stichwort Erlebnisgesellschaft», sagt der Analyst Henner Lehne vom Prognosespezialisten CSM Worldwide in Bad Homburg. «Die Limousinen-Kunden wandern zusehends ab zu Kombis, Vans und freizeitorientierten Geländewagen, die allesamt mehr Platz haben, eine höhere Sitzposition bieten und dem Fahrer ein individuelleres Image geben.» Mit neuen Modellen allerdings wollen die Unternehmen jetzt das Limousinen-Segment neu beleben.

Die neu E-Klasse von Mercedes Foto: Werk

So geht bei Mercedes am 10. Juni eine überarbeitete E-Klasse an den Start. Nach Angaben von Produktmanager Alexander Hobbach in Stuttgart wurden das Design der Frontpartie modifiziert, das Fahrwerk überarbeitet und die Sicherheits- und Komfortausstattung erweitert. Außerdem sind unter den zehn Motoren sechs neue oder weiterentwickelte Aggregate, die bei weitgehend unverändertem Verbrauch mehr Leistung und Drehmoment bieten sollen. Damit reicht das Leistungsspektrum von 100 kW/136 PS bis 378 kW/514 PS. Die Preise sollen zumindest bei den Vier- und Sechszylindern gleich bleiben.

Frisches Design

Ebenfalls neu in der Liga der gehobenen Dienstwagen ist die zweite Generation des Volvo S80, die laut Firmensprecher Thomas Hanel in Köln zum Sommer mit frischem Design und neuen Motoren auf den Markt kommt. Dazu zählt erstmals in einer Volvo-Limousine auch ein Achtzylinder, der aus dem XC 90 übernommen wird und 232 kW/315 PS leistet.

Auch an sportliche Geschäftskunden haben die Hersteller gedacht. So geht bei Mercedes nun die S-Klasse als S 65 AMG mit einem 450 kW/612 PS starken Zwölfzylinder in Serie. Bei Audi können Kunden für mindestens 79.800 Euro wieder einen S6 und für 97.600 Euro einen S8 bestellen. Außerdem bereitet die Toyota-Tochter Lexus die Premiere ihres neuen Flaggschiffs LS 460 vor, das zum Herbst nach Deutschland kommt.

Der Kia Magentis Foto: Werk

Auch in den Klassen darunter gibt es neue Alternativen. So hat Kia den neuen Magentis vorgestellt, der nach Angaben von Firmensprecher Christian Gallus zu Preisen ab 21.300 Euro gegen VW Passat & Co. antreten soll. In der selben Liga spielt der Chevrolet Epica, der im Juli den Evanda ablöst. Lediglich das Einführungsmodell ist laut Sprecherin Kirsten Lattewitz kalkuliert und wird 26 290 Euro kosten.

Wenig Chancen

Trotz dieser Neuerscheinungen gibt Branchenexperte Dudenhöffer dem Segment der Limousinen nur noch wenig Chancen: «Zwar werden im nächsten Jahr wichtige Premieren wie der neue Ford Mondeo, die nächste Generation der Mercedes C-Klasse und der Nachfolger des Opel Vectra sogar für einen leichten Aufschwung sorgen. Doch mittelfristig wird der Aderlass zu Gunsten von Kombi, Van und SUV weitergehen.» (dpa)

Keine Beiträge vorhanden