Elvis und seine Cadillacs

Manche Leute schenken Blumen oder Pralinen, wenn Sie jemandem eine Freude machen wollen. Elvis Presley verschenkte Cadillacs. Den schönsten bekam seine geliebte Mama.

Von Sebastian Viehmann

Wenn die Mitarbeiter von «Madison Cadillac» in Memphis, Tennessee, plötzlich über beide Ohren grinsten, ihre Kunden wortlos stehen ließen und Dollarzeichen in den Augen hatten, gab es nur einen Grund: Elvis had entered the building. Der King of Rock ’n’ Roll liebte Autos, und am allerliebsten hatte er Cadillacs.

14 Autos an einem Tag

Er kaufte die luxuriösen Blechriesen so, wie andere Leute Brötchen kaufen würden. 1975 soll Elvis bei seinem Stammhändler Madison Cadillac einen persönlichen Rekord aufgestellt und an einem einzigen Tag 14 Autos im Wert von 140000 Dollar gekauft haben - für sich, persönliche Freunde und Familienmitglieder. Zufällig kam eine Bankangestellte vorbei und bewunderte Elvis’ neuen Luxusschlitten. „Der gehört schon mir, aber suchen Sie sich doch einen anderen aus“ sagte der King und begleitete die völlig fremde Dame in den Verkaufsraum. Elvis schenkte ihr einen Cadillac Eldorado für 11.500 Dollar.

Der schillerndste Star der Musikgeschichte und die legendärste US-Luxusmarke aller Zeiten bildeten ein perfektes Paar. Die Automarke, die sich selbstbewusst mit dem Slogan „Standard of the World“ bewarb, machte alles eine Nummer größer, luxuriöser und aufwändiger als die Konkurrenz. Chromschmuck wurde mit der sprichwörtlichen Kelle aufgetragen, das Blech eines durchschnittlichen Wagens hätte wohl für zwei bis drei europäische Autos gereicht. Den Höhepunkt bildete das 59er Cadillac Eldorado Cabrio mit seinen Raketen-Rückleuchten und den gewaltigen Heckflossen. Der Fahrkomfort war sänftengleich, auch wenn die Straßenlage in Kurven kaum besser war als in einem mit Gelee gefüllten Donut. Wer sich einen „Caddy“ leisten konnte, der hatte es geschafft - und wollte, dass andere Leute es wissen.

Cadillac als Statussymbol

Ein Cadillac im Technikmuseum Sinsheim Foto: Press-Inform

Schon 1955 gab es in den USA kaum einen besseren Weg, seinen Erfolg zu zeigen, als in einem Cadillac Convertible über die Straßen zu cruisen. Der Freiluft-Kreuzer war der Luxus-Schlitten schlechthin. Aber auch die viertürige Limousine „Fleetwood“ war der Traum vieler Autofahrer. Das Fahrzeug war übrigens nie in Pink erhältlich - selbst in den 50er Jahren hatten amerikanische Autobauer ihre geschmacklichen Grenzen.

Aber der King of Rock ’n’ Roll ließ einfach einen 55er Cadillac Fleetwood 60 Special umlackieren und schenkte ihn seiner über alles geliebten Mutter. Dabei besaß Mama Presley gar keinen Führerschein. Der Wagen, angetrieben von einem V8-Motor mit 250 PS, hatte natürlich die Vollausstattung inklusive Klimaanlage, Suchscheinwerfer und AM-Radio. Im Innenraum waren die Initialen des King aufgedruckt. Das „EP“, verquickt mit einem Gitarrensymbol und zwei Noten, wurde zum Markenzeichen, mit dem Elvis den Innenraum seiner Autos verzieren ließ.

Zündschlüssel aus Gold

Einen seiner letzten Caddys soll Elvis am 26. September 1974 bei Madison Cadillac in Memphis gekauft haben. 25000 Kilometer legte er damit zurück, und der Zündschlüssel war aus hochkarätigem Gold. Wie viele Wagen Presley im Laufe seines Lebens verschenkt und selbst besessen hat, lässt sich heute kaum sagen. So mancher Verkäufer eines gebrauchten Cadillacs hat den Preis seines Wagens schon mit einer fantasievollen Elvis-Geschichte in die Höhe getrieben.

Am 16. August 1977 war es vorbei mit der automobilen Freigiebigkeit: Elvis wurde leblos auf dem Boden seines Badezimmers in Graceland aufgefunden. Alle Wiederbelebungsversuche scheiterten, um 15.40 Uhr stellen die Ärzte im Baptist Memorial Hospital in Memphis den Tod des 42-Jährigen fest. Seine letzte Fahrt auf Erden trat Elvis, umringt von mehr als 50000 Menschen, in einem weißen Leichenwagen an. Es war ein Cadillac.

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