Später Hybrid-Start im Audi Q5 hybrid quattro

Rein elektrisch bis 100 km/h

Später Hybrid-Start im Audi Q5 hybrid quattro
Der Audi Q5 erfreute sich starker Beliebtheit. © Audi

Die Premium-Konkurrenz hat den Einstieg in die Hybrid-Welt bereits schon vor längerer Zeit vollzogen. Bei Audis verwandeltem Q5 hybrid quattro wurde der verspätete Start mit einigen Innovationen gut verbunden.

Von Thomas Flehmer

Hybridantriebe sind an und für sich nichts Neues. Toyota setzt seit Mitte der 90er Jahre auf das Konzept mit einem Verbrennungs- und einem Elektromotor, BMW und Mercedes haben ihren Topmodellen S-Klasse und der Siebener-Reihe zwei Aggregate eingepflanzt. Bei Audi verwiesen die Verantwortlichen bisher auf die Vergangenheit. Von 1989 bis 1996 wurden drei Generationen des Audi 100 Duo produziert, ehe das Vorhaben wieder eingestellt wurde. "Wir waren der Zeit einfach voraus", sagt Jürgen Klaschka vom Audi-Produktmarketing.

Rein elektrisch bis 100 km/h

Als Grund für das verspätete Comeback soll die Historie aber nicht herhalten. Eher sind es die Erwartungen, dass bis zum Jahr 2020 in Europa rund 18 Prozent aller Fahrzeuge mit der Kraft der beiden Herzen umherfahren werden. In den USA und China werden es fast doppelt so viele sein. Der Hybrid-Antrieb wird also auch für die deutschen Hersteller salonfähig und – kann viel Geld einbringen.

Um den Rückstand in einen Vorsprung zu verwandeln hat sich Audi bei seiner Konstruktion etwas mehr einfallen lassen. Spielen die bisherigen Lösungen vor allem im Stadtverkehr Verbrauchseinsparungen ein, so will Audi auch auf der Landstraße elektrisch und somit emissionsfrei punkten. Bis zu einem Tempo von 100 km/h soll der Q5 rein elektrisch über den Asphalt rollen, drei Kilometer sind bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h drin, lautet die Ansage. Bei den Mitbewerbern schaltet sich der Ottomotor zumeist sehr viel früher dazu. Damit würde der 40 kW/54 PS starke Elektromotor wesentlich mehr und länger seine Arbeit verrichten und so zu einer Einsparung von bis zu 20 Prozent gegenüber dem normalen Q5 sorgen.

In 7,1 Sekunden auf 100 km/h

Bis zu 245 PS ruft der Audi Q5 hybrid quattro ab Audi

In der Tat blieb der 2.0 TFSI-Verbrennungsmotor mit 155 kW/211 PS auch in höheren Geschwindigkeiten auf der Landstraße stumm, lediglich beim Überholen setzte das Aggregat ein und holt dann gemeinsam mit dem E-Motor eine Leistung von bis zu 180 kW/245 PS heraus.

Zugleich zeigt diese Leistung des immerhin 1,9 Tonnen schweren Premium-SUV auch, dass der sportliche Aspekt nicht unter den Tisch fallen muss. 7,1 Sekunden für den Sprint und eine Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h sprechen eine deutliche Sprache. Und die Achtgang-Automatik schaltete sinnvoll und unbemerkt hinauf und hinunter.

Segeln bis 160 km/h

Leise segelt der Audi Q5 hybrid quattro über den Asphalt Audi

Doch um die angegebenen 6,9 Liter zu erreichen, wird eine andere Fahrweise verlangt. Und die stellt sich auch schnell ein. Denn das ruhige Entlang-Cruisen im EV-Modus verführt den Fahrer auch dazu, den 4,63 Meter langen Allradler vorausschauend und sparsam durch die Straßen zu dirigieren. Eine kilometerlange Bergabfahrt wird dann rein elektrisch zurückgelegt, weil sich die Lithium-Ionen-Batterie durch Rekuperation und im Schubbetrieb wieder auflädt und dann wieder genügend Energie zur Verfügung stellt.

Und bis zu einem Tempo von 160 km/h schafft es auch der Q5, wie die großen Konzernbrüder Touareg oder Cayenne dank der Entkoppelung des Antriebsstranges auf dem Asphalt dahinzugleiten – Segeln nennen es die Verantwortlichen und haben damit Recht. Denn es ist ein wirklich entspanntes Fahren.

Besonnene Fahrweise vorausgesetzt

Der Powermeter (l.) ersetzt den Drehzahlmesser im Audi Q5 hybrid quattro Audi

Das tiefer gelegte Fahrwerk, die aerodynamisch optimierten Räder und eine Unterbodenkapselung sowie ein cW-Wert von 0,32 sorgen dafür, dass die angegebenen Verbrauchswerte durch besonnene Fahrweise einigermaßen eingehalten werden. Auf dem so genannten Powermeter, der den Drehzahlmesser ersetzt, ist dabei jederzeit ablesbar, ob das Fahrzeug gerade die Batterie lädt, im elektrischen Modus unterwegs ist oder per Boost seine gesamte Kraft zur Verfügung stellt.

Die inneren Werte wie Kofferraumvolumen oder Radstand bleiben dabei unangetastet, da der 26,7 Kilogramm schwere Akku gerade mal 26 Liter Platz einnimmt und unter dem Ladeboden verbaut wurde. Anders als bei vielen Neuwagen aus Ingolstadt bietet zudem das Fahrwerk – obwohl tiefergelegt – viel Komfort beim Ausbügeln des schlechten Straßenbelags und optimiert so den Aufenthalt in der Fahrgastzelle. Zahlreiche Assistenzsysteme sowie Navigation über Google Earth oder Internetzugang per dem Bediensystem MMI sorgen für weitere Annehmlichkeiten.

10.000 Euro teurer als normaler Q5

Ein angenehmer Aufenthalt im Audi Q5 hybrid quattro ist garantiert Audi

Diese Annehmlichkeiten müssen natürlich bezahlt werden. Allein 53.700 Euro werden fällig, wenn das bereits ab jetzt bestellbare SUV gegen Ende des Jahres ausgeliefert wird. Das sind 10.000 Euro mehr als für den „normalen“ Q5 aufgeboten werden müssen. Allerdings soll rund die Hälfte dafür auch für die serienmäßige Ausstattung wie das MMI dabei sein.

Sollen dann noch Ledersitze, Panorama-Glasdach oder diverse Fahrsicherheitsassistenten den Fahrer unterstützen, schwillt der Preis auf gut 65.000 Euro an. Doch das gehört zur Tradition aller Premium-Hersteller. Und wer es mit dem Hybrid wirklich ernst meint, kann auch in höheren Geschwindigkeiten als bei der Konkurrenz Geld durch den rein elektrischen Fahrzyklus einsparen. Wie gut, dass es auch Spätstarter gibt.

Zur Bilderschau des Audi Q5 hybrid quattro

Vorheriger ArtikelAudi auch im Mai auf Wachstumskurs
Nächster ArtikelOpel erhöht europäischen Marktanteil
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden