Audi setzt auf Synergien mit Ducati

Wachstum in Asien angepeilt

Audi setzt auf Synergien mit Ducati
Ducati und Audi - wo liegen die Synergien? © dpa

Der Kauf des italienischen Motorradherstellers Ducati durch Audi hat sich nicht für jeden erschlossen. Nun bleibt abzuwarten, wie sich Synergien zwischen einem Auto- und Zweiradhersteller ergeben können.

Von Frank Mertens

Die Hauptversammlung von Audi am vergangenen Donnerstag in Ingolstadt war der erste große Auftritt von Ducati nach der Übernahme durch die VW-Tochter. Sauber aufgereiht standen die ausschließlich in knalligem Rot lackierten Premiummotorräder der Italiener am Eingang zum Audi-Forum. Die Aktionäre der VW-Tochter konnten sich hautnah einen Eindruck davon verschaffen, wie die Produkte der italienischen Edelmarke ausschauen. Die dort aufgestellten Modelle wie beispielsweise die Diavel, die Panigale oder die Monster dürften zumindest einigen von ihnen bislang eher unbekannt gewesen sein.

Logik des Ducati-Kaufs durch Audi

Deshalb dürften sich einige Aktionäre auch die Frage gestellt haben, ob dieser Kauf überhaupt einer industriellen und wirtschaftlichen Logik folgt? Einige Experten haben da ihre Zweifel, wie sie nach dem Erwerb sagten. Sie sehen in dem Erwerb eher ein Hobby der Beteiligten. Genauer gesagt als ein Geschenk für VW-Aufsichtsrat Ferdinand Piech, einem bekennenden Fan der italienischen Marke. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer beispielsweise sieht in Ducati eine "Spielwiese" für Piech, eine nicht ernstzunehmende Neuerwerbung. Der Ducati-Kauf war auch kein billiges Unterfangen. Es soll ein Kaufpreis von 860 Millionen Euro geflossen sein. Eine Summe, die Audi-Chef Rupert Stadler aber nicht bestätigen wollte. "Die Zahlen, die in der Presse genannt wurden, können wir nicht bestätigen."

Folgt man den Ausführungen von Stadler, dann folgt der Kauf von Ducati sehr wohl einer industriellen und wirtschaftlichen Logik. Denn Ducati verfüge "über großes Know-how in den Bereichen Motorentechnik und Leichtbau und ist wie Audi für seine Innovationskraft bekannt", ließ Stadler die Aktionäre wissen. Doch bereits heute gilt Audi beim Leichtbau mit als führend.

Schwieriges Motorradgeschäft

Ferdinand Piech legte seine Ämter nieder.
Ferdinand Piech vor dem Ducati-Logo dpa

Zugleich widmen sich die Ingolstädter mit dem Motorradgeschäft einem Business, das alles andere als einfach ist. Der Motorradmarkt steckt, auch wenn die Verkaufszahlen derzeit wieder leicht anziehen, in einer Krise. Dem Markt fehlen vor allem junge Kunden. Das Durchschnittsalter der Motorradfahrer liegt deutlich über 40 Jahren. Es ist kein einfaches Geschäft – und vor allem nicht für einen Autohersteller, der anders als der Konkurrent BMW über keine jahrzehntelange Erfahrung im Motorradgeschäft verfügt und bei dem das Zweiradgeschäft integraler Bestandteil des Konzerns ist.

Die Münchner hatten im Vorjahr mit der Motorradsparte einen Rekordabsatz von 104.000 Einheiten erzielt – und sie wollen dieses Ergebnis auch in diesem Jahr übertreffen, wie BMW-Motorradchef Hendrik von Kuenheim unlängst im Interview mit der Autogazette gesagt hatte. Ducati kam im zurückliegenden Jahr auf einen Absatz von über 40.000 Einheiten. Vor allem aber stände Ducati auf gesunden wirtschaftlichen Beinen. So läge die Rendite von Ducati auf dem Niveau von Audi, sagte Stadler. Weiteres Absatzwachstum erwartet Stadler für Ducati auf dem asiatischen Markt.

Doch möglicherweise ergeben sich Synergien durch die Zielgruppen, die Audi beispielsweise mit einem R8 oder seinen RS-Modellen anspricht. Sie könnten zu der Klientel gehören, für die eine hochpreisige Ducati interessant ist. Kein Wunder, dass in einem der neuen Spots ein R8 an der Seite einer Ducati zu sehen ist. Diese Synergien hatte bereits Mercedes AMG gesehen, die bis zum Kauf durch Audi mit den Italienern durchaus erfolgreich kooperierten.

Nun bleibt abzuwarten, wie Audi nach der derzeit noch ausstehenden kartellamtlichen Genehmigung des Kaufs die Integration von Ducati vollzieht und ob sich wirklich Synergien bei Leichtbau und Motorentechnik ergeben können. Oder ob dieser Kauf letztlich doch nichts anderes ist als eine Spielwiese für ältere Herren.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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