Audi A3: Aufgebockt für die Perfektion

Qualitätssicherung in Ingolstadt

Audi A3: Aufgebockt für die Perfektion
Der Audi A3 im Außenmeisterbock. © Audi

Der Claim „Vorsprung durch Technik“ ist mehr als eine Worthülse. Welchen Aufwand Audi bei der Qualitätssicherung betreibt, sieht man in den Hallen des Außen- und des Innenmeisterbocks. Hier geht es nur um eins: Perfektion.

Von Frank Mertens

Die kleine Ungenauigkeit auf dem Schaltknauf des neuen Audi A3 ist kaum zu bemerken. Wer die Hand auf den Zierring legt, mag zunächst nicht verstehen, weshalb er bei der strengen Qualitätskontrolle durchgefallen ist.
Erst wenn man im direkten Vergleich den optimierten Schaltknauf anfasst, weiß man, wieso. Hier stört keine Ungenauigkeit, die Haptik ist so, wie man es von einem Auto eines Premiumanbieters erwarten kann: dieser neue Zierring des Schaltknaufs fühlt sich perfekt an. "Wer einen Audi kauft, der darf erwarten, dass er Topqualität bekommt", sagt Thomas Hertel, Leiter Interieur bei Audi.

Audi-Qualität im Bereich von Hunderstel Millimeter

Um genau zu verstehen, was Hertel mit Topqualität meint, muss sich nur veranschaulichen, dass es in der Qualitätssicherung von Audi um Bereiche geht, die man sich nicht wirklich vorstellen kann. Bei besagtem Zierring ist es so, dass er um wenige Hundertstel Millimeter genau eingebettet wurde, um dem Fahrer des Audi A3 eine ideale Haptik zu bieten. Hertel und die anderen Mitarbeiter in den verschiedenen Abteilungen der Qualitätssicherung der VW-Tochter sorgen dafür, dass am Ende alles haargenau passt, nichts klappert, sich gut anfühlt und vor allem auch gut ausschaut.

Mit welchem Aufwand Audi hier vorgeht, kann man am besten in den Hallen erkennen, in denen der Außen- und Innenmeisterbock aufgestellt ist. Sie stehen in Räumlichkeiten, die nicht jeder betreten darf. Dass, was hier stattfindet, ist wie alles in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung für Außenstehende nicht zu sehen. Eigentlich. Doch kurz vor dem Start der dritten Generation des A3 hat Audi eine Ausnahme gemacht. Der Ingolstädter Autobauer wollte zeigen, mit welchem Aufwand er seinen Kunden ein möglichst perfektes Auto liefern will. Und dass, was Audi alles unternimmt, um diesem Anspruch gerecht zu werden, ist beeindruckend.

A3-Karosserie nahezu ohne Toleranzen

Bei Audi geht es um Perfektion Audi

Damit dieses Unterfangen gelingen kann, dafür sorgt beispielsweise der so genannte Außenmeisterbock in der Qualitätssicherung. Dahinter verbirgt sich eine massive Metallträgerplatte, auf der sich eine nahezu ohne Toleranzen versehene Karosserie des neuen Audi A3 befindet. Dieser Außenmeisterbock dient im Zusammenspiel mit aufwendigen Messgeräten dazu, das neue Kompaktklassemodell aus Ingolstadt perfekt zu fertigen und über die gesamte Zeit des Produktionszyklus auch weiter zu verbessern. Entsprechend bleiben der Innen- und der Außenmeisterbock bis zum Ende der Produktion (EOP) zusammengebaut.

Doch was heißt schon perfekt? Perfekt heißt bei Audi beispielsweise, dass man in Teilen seinem Anspruch einer Null-Fuge bereits gerecht wird. Wenn die neue Generation des A3 zu den Händlern rollt, hat die Qualitätssicherung dafür gesorgt, dass beim neusten Modell beispielsweise keine klaffenden Fugen das optische Empfinden stören. Passgenauigkeit der einzelnen Bauteile ist ein wichtiges Qualitäts-Kriterium.

Nicht anders verhält es sich beim Innenmeisterbock, einer auf Zeichnungsstand hergestellten Karosserie, die an den Anbindungsstellen für die Bauteile des Innenraums keine Abweichungen aufweist. Bereits zehn Monate vor Produktion werden die einzelnen Bauteile wie beim Zierringes des Schaltknaufs exakt aufeinander abgestimmt.

Liebe zum Detail

Mit welcher Detailversessenheit hier zur Sache gegangen wird, zeigt das Beispiel der Mittelarmlehne. Sie ließ sich in der ursprünglichen Version nur mit einem zu lauten Geräusch hin- und herbewegen. Laut? Nun ja. Laut war es nicht wirklich, doch im direkten Vergleich mit dem modifizierten Bauteil ist der Unterschied hörbar. Anderes Beispiel gefällig? Die Lautsprecherverkleidung auf der Mittelkonsole war beim Betrachten nicht harmonisch genug - die Lochperforation schaute einen Hauch zu weit nach oben. Entsprechend wurde sie geändert, damit ein harmonisches Gesamtbild entsteht und nichts das optische Empfinden stört.

Das gleiche trifft auch auf die Farbe des Metalls auf dem Aschenbecher zu: Es darf nicht zu hell, aber auch nicht zu matt sein. Entsprechend bekommen die Lieferanten Beispiele geliefert, in dessen Spektrum sich die Metalloptik bewegen darf. Schließlich soll eine falsche Metalloptik nicht das Gesamt-Kunstbild des neuen Audi A3 beeinträchtigen.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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