Zum Autokauf ins Hotel

Infiniti debütiert in Europa

Zum Autokauf ins Hotel
Die in Lack gekleidete Dame hinter Glas unterhält sich übers Telefon mit Journalisten und Gästen © Foto: Thomas Fehmer

Nach 20 Jahren Werksgeschichte zieht es nun auch Infiniti nach Europa. Die Marke will Begriffe wie «Luxus» und «Premium» neu definieren. Ein besonderer Fokus scheint dabei auf dem östlichen Teil des Kontinents zu liegen.

Von Thomas Flehmer

Nach knapp 14 Minuten war die Show vorbei - und Infiniti in Europa angekommen. Die zu Nissan zugehörige Edelmarke will nun auch in europäischen Gefilden wildern. Dabei sollen die Komfortbegriffe neu ausgelegt werden, sagte Nissan-Präsident Carlos Ghosn am Rande des Genfer Autosalons.

«Genf ist die Stadt, in der Präzision und Zuverlässigkeit den Quantensprung zum Luxus vollzogen haben. Genau der richtige Ort, um die Begriffe 'Luxus' und 'Premium' auf dem europäischen Markt neu zu definieren», so Ghosn, der zugleich auch den Vorsitz beim Allianz-Partner Renault inne hat.

Neu überarbeitetes Flaggschiff

Wie alle Autohersteller sucht natürlich auch Infiniti Kunden, die das andere, das gewisse Etwas suchen und sich «dem Herdentrieb verweigern», wie Ghosn in seiner Ansprache zur Premiere des neu überarbeiteten FX50 betonte.

Der Fünfliter-Achtzylinder mit 390 PS und einem Drehmoment von 500 Nm soll das Flaggschiff der ab Oktober in Europa erhältlichen Flotte werden. Den FX50 flankieren Limousine und Coupe des G37 sowie das Crossover-Coupe EX37, die alle mit einem 3,7 Liter großen Sechszylinder angeboten werden.

Menschliche Wärme beim Kauf

Großartige Unterschiede zu den bestehenden Wettbewerbern aus dem Premiumsegment waren sowohl äußerlich als auch vom Innenraum her nicht zu erkennen. Auf den ersten Blick sichtbar war, dass Infiniti mithalten kann. Das andersartige Konzept beginnt deshalb schon vor dem Kauf.

Zum einen kann das japanische Unternehmen den Vorteil des neuen und unbekannten Automobils für sich beanspruchen. Zum anderen soll der laut Ghosn «Moderne Japanische Luxus» auch in Europa Einzug halten. In Japan ist es Normalität, dass der Kauf eines Autos nicht unbedingt beim Händler, sondern in einer exklusiven Atmosphäre stattfindet. So leitet Nissan in Tokio eine Art Hotel, in der Fahrzeuge wie auf einer kleinen exklusiven Automesse ausgestellt sind und erworben werden können. «Wir wollen, dass die Kunden gleich beim Betreten eines Infiniti Centers eine menschliche Nähe und Wärme spüren, die den Aufenthalt dort zum Vergnügen macht.«

25 „Auto-Boutiquen“

Diese Mentalität soll nun auch in Europa den Unterschied zu den Mitbewerbern ausmachen. Infiniti will deshalb in den kommenden zwölf Monaten 25 ausgesuchte Center in ausgesuchten Ballungszentren von 15 Ländern eröffnen. Bis 2010 sollen die Hotel-ähnlichen exklusiven «Auto-Boutiquen» auf knapp 80 angestiegen sein.

«Natürlich geben wir uns nicht der Illusion hin, mit Infiniti diese Servicementalität im Großen oder über Nacht auf Europa zu übertragen. Deshalb wollen wir mit einer ausgesuchten Gruppe namhafter europäischer Vertriebspartner damit beginnen», so Ghosn. Nissan gehört nicht dazu. Im Gegensatz zu der Beziehung zwischen Toyota und Lexus bewahrt Infiniti damit eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber dem Mutterkonzern.

Kunst in Plastik und Lack

Seinen eigenen Weg ging Ghosn auch nach den knappen 14 Minuten. Noch ein, zwei Fernsehinterviews, dann war der Chef verschwunden und ließ die Menge zurück, die - anders als bei anderen Vorstellungen - eine andere Atmosphäre erzeugten. So räkelte sich eine Künstlerin schlangenartig auf einer mit schwarzer Farbe bespritzten Plastikplane, die dröhnenden Beats aus den Boxen und Nebelschwaden aus Trockeneis hüllten ein ums andere Mal den Saal ein.

Die in Lack gekleidete Dame hinter Glas unterhält sich übers Telefon mit Journalisten und Gästen Foto: Flehmer, Thomas

An einer anderen Stelle saß eine in Lack gekleidete Dame hinter einer Glasscheibe und unterhielt sich über den Telefonhörer mit vom ersten Pressetag frustrierten Journalisten oder anderen Gästen. Auch trugen manche weiblichen Gäste den Schick, der in Osteuropa moderner ist als im westlichen Teil. Aber das kann auch ein Hinweis sein, in welchen Ballungsräumen sich die Kunden dem Herdentrieb am meisten verweigern.

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