«Saab wird überleben»

Interview mit Saab-Chef Jan Ake Jonsson

Jan Ake Jonsson zeigt sich zuversichtlich, dass Saab eine Zukunft hat. Dabei setzt der Saab-Chef auch auf Finanzhilfen des schwedischen Staates, wie er der Autogazette sagte.

Saab-Chef Jan Ake Jonsson schließt ein Aus für den schwedischen Autobauer kategorisch aus. «Wir werden überleben», sagte Jonsson im Interview mit der Autogazette. «Derzeit befinden wir uns in intensiven Gesprächen mit unserer Regierung, wie auch Saab einen Teil des 28 Milliarden Kronen-Hilfsprogramms des Staates bekommen kann», sagte Jonsson.

«Positive Signale»

Wie der Saab-Chef hinzufügte, seien die Signale seitens der Regierung für Hilfen «sehr, sehr positiv. Uns wurde zugesichert, dass die Regierung Gespräche mit der Europäischen Investitionsbank führen will, sodass wir bei der Kreditvergabe eine höhere Priorität bekommen».

Laut Jonsson sei man sich mit der Regierung darin einig, dass man ein tragfähiges Zukunftskonzept habe. «Was wir nun brauchen, ist ein neuer Partner, mit dem wir den Finanzierungsbedarf diskutieren können.» Zum Überleben benötigt Saab einen Finanzbedarf von zunächst 500 Millionen Euro. «Das ist die Summe, die in unserem Antrag an die Europäische Investitionsbank steht.» Derzeit befindet sich Saab in Gesprächen mit fünf bis sechs Interessenten. Namen wollte Jonsson aber nicht nennen. Bei den Interessenten handele es sich sowohl um Autohersteller als auch Finanzinvestoren. «Wir werden ab dieser Woche diese Partnersuche noch stärker betreiben.»

«Wir werden überleben»

Der neue 9-3 X Foto: Saab

Autogazette: Herr Jonsson, nach dem Insolvenzantrag haben Sie nur drei Monate Zeit, das Unternehmen neu aufzustellen. Hat Saab überhaupt noch eine Überlebenschance?

Jan Ake Jonsson: Ja, natürlich. Wir werden überleben. Dazu haben wir einen exakt ausgearbeiteten Plan. In den kommenden drei Monaten werden wir ihn nun zusammen mit GM und der schwedischen Regierung weiter entwickeln und vor allem die offenen Finanzierungsfragen klären. Derzeit befinden wir uns in intensiven Gesprächen mit unserer Regierung, wie auch Saab einen Teil des 28 Milliarden Kronen-Hilfsprogramms des Staates bekommen kann.

Autogazette: Sie brauchen zum Überleben eine Milliarde Dollar. Doch die schwedische Regierung hat Hilfen für Saab strikt abgelehnt. Wieso sollte man Sie nun unterstützen?

Jonsson: Die Signale, die wir in den bisherigen Gesprächen bekommen haben, sind sehr, sehr positiv. Uns wurde zugesichert, dass die Regierung Gespräche mit der Europäischen Investitionsbank führen will, sodass wir bei der Kreditvergabe eine höhere Priorität bekommen.

«Brauchen neuen Partner»

Autogazette: Wird Ihr Zukunftskonzept denn als tragfähig angesehen?

Jonsson: Wir sind uns mit der Regierung einig, dass wir ein tragfähiges Zukunftskonzept haben. Was wir nun brauchen, ist ein neuer Partner, mit dem wir den Finanzierungsbedarf diskutieren können.

Autogazette: Sie brauchen zum Überleben schnell eine Milliarde Dollar...

Jonsson:... wir brauchen für die kommenden drei Monate zum Überleben nicht eine Milliarde Dollar. Das ist unser Gesamtfinanzierungsbedarf bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir eine positive Finanzsituation haben. Für die kommenden drei Monate ist das ein überschaubarer Betrag.

Autogazette: Geht das konkreter?

Jonsson: Unser Finanzbedarf beläuft sich zunächst auf 500 Millionen Euro. Das ist die Summe, die in unserem Antrag an die Europäische Investitionsbank steht.

Autogazette: Ohne Staatsbürgschaft wird es aber kein Geld geben.

Jonsson: Unsere Hoffnung besteht darin, dass der nötige Finanzierungsbedarf zwischen GM und der schwedischen Regierung gelöst wird. Die Signale unserer Regierung und von GM sind gut.

«Keine Synergien mit Volvo»

Saab 9-3 Foto: Saab

Autogazette: Was erwarten Sie von GM?

Jonsson: GM hat uns einen Betrag versprochen, der unseren Finanzierungsbedarf zusammen mit dem Geld von der Regierung löst.

Autogazette: Was halten Sie von dem Vorschlag von GM-Vize Bob Lutz, der sich für ein Zusammengehen von Saab und Volvo ausgesprochen hat?

Jonsson: So etwas diskutieren wir nicht. Volvo und Saab sind direkte Konkurrenten. Die Synergien zwischen diesen beiden Herstellern wären sehr, sehr niedrig, da wir ähnliche Produkte haben.

Autogazette: Welche Mitverantwortung trägt GM am Niedergang von Saab?

Jonsson: Man kann die Geschichte natürlich neu schreiben. Doch diese Frage bringt uns nicht weiter. Vor vier Jahren haben wir zusammen mit GM einen guten Produktplan entwickelt, mit dem wir auch in Zukunft arbeiten wollen. GM hat aufgrund der Finanzkrise selbst Probleme, sodass man uns nicht weiter unterstützen kann.

Neue Produkte nötig

Autogazette: Hatten Sie jahrelang nicht die falschen Modelle im Angebot?

Jonsson: Die Modelle, die wir jetzt haben, sind natürlich sehr alt. Der Saab 9-5 ist zwölf Jahre alt, der 9-3 ist sechs Jahre alt. Wir brauchen neue Produkte. Jetzt geht es darum, den 9-5 schnell zu Ende zu entwickeln. Zusammen mit dem 9-4X haben wir ein gutes Programm.

9-5 wird in Trollhättan produziert

Saab 9-5 BioPower Foto: Saab

Autogazette: Bleibt es dabei, dass der neue Saab 9-5 auf der IAA in Frankfurt gezeigt wird?

Jonsson: Ich will das jetzt nicht bestätigen. Wir werden für die Vorstellung des Saab 9-5 den passenden Autosalon auswählen.

Autogazette: Es kann also auch später werden?

Jonsson: Ich kommentiere das jetzt nicht.

Autogazette: Wo wird denn der 9-5er gebaut, wie geplant in Rüsselsheim?

Jonsson: Mit dem Geld der schwedischen Regierung und GM wird das Fahrzeug in Trollhättan produziert.

Autogazette: Spielt ein Zusammenschluss mit Opel in Ihren Überlegungen eine Rolle?

Jonsson: Nein, daran denken wir nicht. Wir arbeiten daran, ein selbständiges Unternehmen Saab zu entwickeln. Natürlich kann man eine Zusammenarbeit mit Opel in Teilbereichen fortsetzen, doch zunächst arbeiten wir an an einer selbstständigen Gesellschaft.

«Mehrer Interessenten»

Saab 9-4 X Foto: dpa

Autogazette: Es heißt, es soll schon Interessenten für Saab geben. Wen denn?

Jonsson: Es ist noch zu früh, um Namen zu nennen. Aber wir führen Gespräche mit fünf bis sechs Interessenten. Wir werden ab dieser Woche diese Partnersuche noch stärker betreiben.

Autogazette: Wer interessiert sich denn für Saab? Autohersteller oder Finanzinvestoren?

Jonsson: Sowohl Autohersteller als auch Finanzinvestoren.

Das Interview mit Jan Ake Jonsson führte Frank Mertens

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