Ökologische Stadtflitzer sind im Kommen

Die Internationale Automobilausstellung steht in diesem Jahr ganz im Zeichen des Umweltschutzes. Die Autobauer werden auf der Leitmesse der Branche eine Vielzahl von verbrauchsgünstigen Kleinwagen präsentieren.

Von Felix Rehwald

Die Diskussion um Klimaschutz, Spritverbrauch und CO2-Ausstoß zeigt bei den Autoherstellern offenbar Wirkung: Standen bei den großen Messen bis vor kurzem noch PS-starke SUV-Ungetüme, spritdurstige Luxuskarossen und auf aberwitzige Geschwindigkeiten getrimmte Sportwagen im Vordergrund, wollen die Unternehmen ihrer diesjährigen Leitmesse einen grünen Anstrich geben.

Heraus aus der Defensive

«Nachhaltige Mobilität» sei die zentrale Idee der Internationalen Automobilausstellung (IAA) 2007, heißt es beim Verband der Automobilindustrie (VDA), der die weltgrößte Automesse in Frankfurt (13. bis 23. September) ausrichtet. Mit den Schwerpunktthemen Umweltschutz und Kraftstoffeffizienz will die Branche in der heftig geführten Klimaschutzdebatte aus der Defensive kommen. Deutlich wird dieser Richtungswechsel nicht zuletzt beim Blick auf die für dieses Jahr angekündigten Modellpremieren: Fast jeder große Hersteller rollt in Frankfurt einen sparsamen Kleinwagen auf die Bühne oder zeigt neue Spritspartechnologien, mit denen die Stadtflitzer noch umweltfreundlicher werden sollen.

«Solche Fahrzeuge treffen genau den richtigen Ton in der aufgeheizten Debatte um CO2-Werte», sagt Nick Margetts vom Markforschungsunternehmen Jato Dynamics in Limburg. Schließlich seien die Hauptmärkte Europas im Kleinwagensegment von 2005 bis zum ersten Quartal dieses Jahres um 35 Prozent gewachsen.

Suzuki Splash Foto: Werk

Ein gutes Beispiel für den Trend zum Stadtauto ist die Premiere der «Zwillinge» Opel Agila und Suzuki Splash, die aus einer Kooperation der beiden Hersteller entstanden. Für den im Vergleich zur ersten Generation etwas größeren Agila stehen wie für den Suzuki zwei Benziner und ein Diesel mit einem Leistungsspektrum von 48 kW/65 PS bis 63 kW/86 PS zur Wahl. Der sparsamste Motor ist dabei der 1,3-Liter-Diesel mit 55 kW/75 PS, der laut Opel nur 5,0 Liter verbraucht. Das entspricht einem Kohlendioxid-Ausstoß von 130 Gramm pro Kilometer. Auch Suzuki stellt für den Splash CO2-Werte in Aussicht, die je nach Motor zwischen 120 und 140 Gramm pro Kilometer liegen.

Fiat und Ford kooperieren

Fiat 500 Foto: Fiat

Eine ähnliche Kooperation im Kleinwagensegment sind Fiat und Ford eingegangen. Auf der Basis des neuen Fiat 500 baut Ford den Nachfolger des Ka, der Medienberichten zufolge in Frankfurt als Studie gezeigt wird. Dagegen ist vom Nachfolger der legendären italienischen «Knutschkugel» auf der IAA schon die Serienversion zu sehen.

Der 3,55 Meter lange neue 500er wird wahlweise von zwei Benzinern und einem Diesel angetrieben. Das Leistungsspektrum reicht von 51 kW/69 PS bis 74 kW/100 PS. Für den 55 kW/75 PS starken Diesel gibt Fiat einen Verbrauch von 4,2 Litern und einen CO2-Ausstoß von 111 g/km an. Am Stand von Volkswagen werden Neuerungen des «BlueMotion»-Programms ein Schwerpunkt sein. Dieses Label erhalten die sparsamsten Varianten einzelner VW-Baureihen.

Golf BlueMotion Foto: VW

Für den bereits erhältlichen Polo «BlueMotion» kündigte VW eine weitere Verringerung des Verbrauchs auf 3,8 Liter Diesel pro 100 Kilometer an. Entsprechend reduziert sich der CO2-Ausstoß des 1,4-Liter-TDI auf 99 g/km. Neben dem ebenfalls schon erhältlichen Passat «BlueMotion» will VW künftig auch den Golf in einer Sparversion anbieten. Die Premiere der Variante ist einem VW-Sprecher zufolge auf der IAA vorgesehen. Den Verbrauch des 1,9-Liter-TDI mit 77 kW/105 PS gibt der Sprecher mit 4,5 Litern auf 100 Kilometer an. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von rund 119 Gramm pro Kilometer.

Noch etwas besser liegen die Verbrauchs- und Emissionswerte des Mini, der künftig Komponenten aus dem Spritsparpaket «Efficient Dynamics» des BMW-Mutterkonzerns erhält. Dank einer Start-Stopp-Automatik, Bremsenergie-Rückgewinnung und einer Schaltpunktanzeige kommt etwa der Mini Cooper D mit seinem 80 kW/110 PS starken Vierzylinder-Turbodiesel auf einen Verbrauch von nur 3,9 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Der CO2-Ausstoß soll auf 104 Gramm pro Kilometer sinken.

Diese Komponenten aus dem «Efficient Dynamics»-Programm wird nach Angaben von BMW-Sprecher Wieland Bruch auch der neue Mini-Kombi Clubman erhalten, der auf der IAA erstmals vorgestellt wird. Der Verbrauch der günstigsten Variante Mini Cooper D Clubman liege bei 4,1 Liter, der CO2-Ausstoß entsprechend bei 109 g/km.

Kleiner Viersitzer von VW

Mini Clubman Foto: BMW

Diese Verbrauchswerte unterbieten soll die Studie eines «flexiblen Cityspezialisten» von VW, die der Wolfsburger Hersteller auf der IAA enthüllen will. Bei dem kleinen Viersitzer geht es laut VW darum, «die Verbrauchsführerschaft zu demonstrieren». In der Fachpresse war bereits die Rede von einem 3,50 Meter langen Kleinwagen mit aerodynamisch geformter Frontpartie und im Heck montierten, verbrauchsgünstigen Zwei- und Dreizylinder-Motoren. Nach Angaben von VW-Sprecher Hans-Gerd Bode könnte ein solcher Kleinwagen das Markenprogramm etwa Anfang 2010 ergänzen.

Mittlerweile spielen Umweltbedenken bei der Ausrichtung der Modellpalette eben eine wichtige Rolle, sagt Branchenexperte Nick Margetts: «In einer unsicheren Steuerlage sind die kleinsten, sparsamsten und CO2-ärmsten Fahrzeuge ein sicherer Hafen. Wir gehen davon aus, dass steigende Spritpreise und zunehmende Umweltsorgen das Kleinstwagensegment weiter beflügeln werden.» (dpa)

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