Autobauer sehen Weg aus Talsohle

Frühlingsgefühle in der Schweiz

Automessen treiben die Unternehmen zumeist zu Hochgefühlen. VDA-Präsident Matthias Wissmann sieht einen Trend in die richtige Richtung.

Die deutschen Autobauer sehen nach einer Durststrecke im vergangenen Jahr wieder bessere Zeiten auf sich zukommen. Trotz der weltweiten Konjunkturabkühlung, hoher Spritpreise und der Verunsicherung über das künftige Aussehen der Kfz-Steuer lag die Zahl der Pkw-Neuzulassungen im Januar und Februar in Deutschland so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr. «Wenn sich der Trend fortsetzt, machen wir zunehmend Schritte auf dem Weg aus der Talsohle heraus», sagte der Präsident des Branchenverbands VDA, Matthias Wissmann, am Dienstag auf dem Auto-Salon in Genf. Auch die Nachfrage aus dem Ausland bewegt sich den Herstellern zufolge auf andauernd hohem Niveau. Sorgen machen allerdings hohe Öl- und Rohstoffpreise sowie der starke Euro, der Ausfuhren in die USA zunehmend unattraktiver macht. Neue Modelle und sparsamere Motoren sollen nun die Käufer bei Laune halten.

Guter Start ins neue Jahr

Bestimmendes Thema am Rande des ersten Pressetags auf dem Auto-Salon waren die Mehrheitsübernahme von Scania durch Volkswagen und die bevorstehende Übernahme von VW durch Porsche. Porsche zeigte dabei einmal mehr, dass der Sportwagenbauer für die Akquisition gut gerüstet ist. In der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres stieg der Vorsteuergewinn um fast ein Viertel auf knapp 1,7 Milliarden Euro.

Mit der Genfer Messe läutet die Branche traditionell das Autojahr in Europa ein. Hersteller wie Mercedes, BMW, die VW-Tochter Audi, aber auch Opel konnten diesmal von guten Geschäften berichten. So steigerte Daimler im Februar den Absatz von Fahrzeugen der Marken Mercedes-Benz und smart um fast 18 Prozent auf 96.600 Auslieferungen. «Das ist ein sehr guter Start ins Jahr», sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche.

Starke Nachfrage in Deutschland

BMW konnte den Absatz nach Angaben von Konzernchef Norbert Reithofer um einen mittleren einstelligen Prozentwert steigern. Im Gesamtjahr erwartet BMW weiterhin neue Absatzrekorde bei allen drei Konzernmarken. Audi legte im Februar leicht zu. Vorstandschef Rupert Stadler bekräftigte aber, dass beim Absatz 2008 erstmals die Millionen-Grenze (Vorjahr: 964.000) geknackt werden soll.

Bei ihren Wachstumsplänen profitieren die Hersteller nach dem schwierigen Jahr 2007 auch von einer stark anziehenden Nachfrage auf dem deutschen Heimatmarkt. Im Februar stieg die Zahl der Neuzulassungen laut VDA um 25 Prozent auf 228.630 Autos. Damit fiel der Zuwachs mehr als doppelt so stark aus wie im Januar. In den ersten beiden Monaten legte die Zahl der Pkw-Neuzulassungen so um 17 Prozent auf 449.400 verkaufte Fahrzeuge zu. «Das ist der beste Start in ein neues Jahr seit 2003», sagte Wissmann. Dabei legten die deutschen Hersteller um 15 Prozent zu, die ausländischen Marken mit einem Plus von 22 Prozent etwas stärker.

Kleinwagen gefragt

Der deutsche Opel-Chef Hans Demant gab sich für das laufende Jahr ebenfalls optimistisch. So habe sich der Absatz in Deutschland in den ersten zwei Monaten des Jahres zwar weitgehend stabil entwickelt, der Auftragseingang liege aber etwa 30 Prozent über Vorjahresniveau.

Gefragt seien vor allem der Astra und der Kleinwagen Corsa. Für Schwung soll ab April auch die Neuauflage des Minivans Agila sorgen. Hier ist im Gesamtjahr europaweit ein Absatz von 60.000 Fahrzeugen geplant. Insgesamt will GM Europa 2008 den Absatz vor allem dank der lebhaften Nachfrage in Osteuropa weiter erhöhen. Im vergangenen Jahr hatte GM in Europa den Absatz im Vergleich zum Vorjahr um 8,9 Prozent auf 2,18 Millionen Wagen gesteigert.

Kein Grund zur Euphorie

Im vergangenen Jahr hatte die Branche stark unter der Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland gelitten, daher ist die Vergleichsbasis aus dem Jahr 2007 besonders niedrig. Der Absatz fiel im Januar und Februar aber auch um drei Prozent höher aus als im besser vergleichbaren Jahr 2006. Zur Euphorie besteht nach Einschätzung Wissmanns aber kein Anlass. Noch sei es zu früh, um die Jahresprognose anzuheben. Der VDA geht somit erst einmal weiterhin von einem nur leichten Anstieg der Pkw-Neuzulassungen von 3,15 auf 3,2 Millionen Verkäufe aus.

Sorgen bereitet vor allem der schwache Dollar. «Wir spüren wachsenden Gegenwind», sagte Wissmann. BMW-Chef Reithofer betonte aber, dass der weiß-blaue Autobauer weiterhin gute Geschäfte in den USA mache. «Wir verdienen in den USA gut Geld. Ich spreche nicht von ein paar hundert Millionen, sondern von mehr.» Auch 2008 werde der Konzern in den USA profitabel unterwegs sein.

Schwung durch sparsame Modelle

Für zusätzlichen Schwung sollen auch sparsamere Antriebe und neue Modelle sorgen. Mercedes beispielsweise stellte in Genf neue Modelle vor, mit denen ohne größere technische Eingriffe bis zu zwölf Prozent Kraftstoff eingespart werden können. Das erste Modell mit dem optionalen Sparpaket soll die C-Klasse sein. GM kündigte eine neue Hybridtechnik mit einer deutlich stärkeren Lithium-Ionen-Batterie an. Und auch der japanische Konkurrent Toyota setzt weiter voll auf Hybrid. Ab 2010 ist die Einführung sogenannter Plug-In-Hybride geplant, die per Elektroantrieb und Strom aus der Steckdose auf eine Reichweite von 30 bis 50 Kilometer kommen. (dpa)

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