Artega GT: Heißer Feger aus Westfalen

Artega GT: Heißer Feger aus Westfalen
Artega GT © Foto: press-inform

Die Westfalen sind nicht gerade als Erfinder der Schnelligkeit bekannt. Doch jetzt kommt ein ganz heißer Ofen aus Delbrück bei Paderborn – der Artega GT. 1100 Kilogramm treffen 300 PS, in weniger als fünf Sekunden sind 100 km/h erreicht.

Von Sebastian Viehmann

Was macht man, wenn kein Sportwagen-Hersteller das Auto im Programm hat, das man sich wünscht? Man baut es eben selber. «Unser Auto tritt nicht als Konkurrenz, sondern als Bereicherung der Sportwagenwelt auf», heißt es beim Newcomer Artega, der auf dem Genfer Autosalon sein Erstlingswerk präsentiert. Die anderen Sportwagenhersteller dürften sich angesichts des Artega GT kaum zu einer Krisensitzung versammeln, denn die Jahresproduktion des Heckmotor-Flitzers liegt bei maximal 500 Stück.

Seriennaher Prototyp

Mit dem Bau der Fabrik in Delbrück wird man in zwei Wochen beginnen, bis zur Auslieferung der ersten Autos dürfte es also noch etwas dauern. Auch das Fahrtest-Programm sei noch nicht ganz abgeschlossen, sagt Manuel Held von der Artega Automobil GmbH. Doch das in Genf zu sehende Fahrzeug ist keine Studie, sondern ein seriennaher Prototyp.

Die nur 3,9 Meter lange Renn-Flunder aus Westfalen hat alles, was ein Sportwagen braucht: Aerodynamische Karosserie, breite Spur und niedrigen Schwerpunkt, Motor und Antrieb im Heck, eine leichte Aluminium Space-Frame-Konstruktion mit einer Karosse aus kohlefaserverstärkten Verbundwerkstoffen und natürlich reichlich Leistung.

270 km/h Spitze

Imposante Front Foto: Werk

Für den Vortrieb sorgt ein 3,6-Liter V6 mit 300 PS und 350 Newtonmetern Drehmoment. Das Aggregat hat sich Artega beim VW-Konzern besorgt, wo es unter anderem im neuen Passat R36 zum Einsatz kommt.

Der V6 soll den 1100 Kilogramm leichten Artega GT in weniger als fünf Sekunden auf 100 km/h beschleunigen, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei mehr als 270 km/h. Die Kraftübertragung übernimmt ein DSG-Getriebe.

Karger Innenraum

Der Innenraum Foto: press-inform

Der Innenraum fällt im Vergleich zur traumhaft geformten Karosserie etwas ab. Schalter und Lüftungsdüsen erinnern sehr an die Großserie. Die Handbremse wird per Kippschalter an der Mittelkonsole bedient. Ungewöhnlich ist der große Hebel für die Fensterheber, der wie eine Kurbel aussieht. Statt des Drehknopfs sitzt auf der Kurbelspitze allerdings eine Miniaturausgabe der Artega-Felge. Das sieht irgendwie nach Spielzeug aus und passt nicht ganz zum Ambiente eines Sportwagens.

Dafür gibt es ein paar nette Hightech-Gimmicks im Cockpit. Tacho und Drehzahlmesser teilen sich ein Kombi-Instrument am Armaturenbrett. Der Innenspiegel dient als wahres Multitalent: Sowohl Navigationssystem als auch die Ansicht der Rückfahrkamera werden dort eingeblendet. Einen Kofferraum kann der Artega nicht bieten, aber hinter den Rücksitzen ist etwas Stauraum. Zwei Golfbags passen dort hinein. Damit erfüllt der Artega GT sozusagen die inoffizielle Laderaum-Anforderung für exklusive Sport-Flitzer.

Kalbfell als Berater

Belangloses Gimmick Foto: press-inform

Dass der Artega keine Bastelei von Autoenthusiasten wird, sondern ein ernst zu nehmender Sportwagen, war zu erwarten. Denn zur Geburt der neuen Marke hat sich eine Truppe alter Hasen in der Branche zusammengetan. Die treibende Kraft ist der Automobilzulieferer Paragon, ein Spezialist für Elektronik-Systeme. Als Berater war Karl-Heinz Kalbfell tätig, der schon bei BMW, Rolls-Royce, Alfa Romeo und Maserati am Ruder saß.

Der dänische Designer Henrik Fisker stand früher bei Aston Martin am Reißbrett, und für die Technik des Artega war der ehemalige Porsche-Mann Hardy Essig zuständig. Auch bei der Sicherheitsausstattung hat Artega nicht gespart. «Die Fahrgastzelle ist verstärkt, es gibt einen Überrollbügel, vier Airbags und eine verstärkte Schottwand, die den Motor vom Innenraum abtrennt», sagt Manuel Held. Auch fahrdynamische Elektronik-Systeme seien an Bord.

Einmaliges Konzept

Lokalpatriotismus im Wappen Foto: press-inform

73.775 Euro soll der Artega GT kosten, Vollausstattung inklusive. Viel Geld für ein Auto, aber vergleichsweise wenig für einen Boliden mit Raritäten-Garantie. Verkaufen würden die Ostwestfalen den Wagen am liebsten in der ganzen Welt, das größte Interesse rechnen sie sich aber für Europa und den nordamerikanischen Markt aus. «Wir bieten ein Konzept, das man so bei keinem anderen Sportwagenhersteller findet», sagt Manuel Held.

Auf der Haube des Artega GT haben die neuen Sportwagen-Macher übrigens ihren Lokalpatriotismus verewigt: Das Firmenlogo besteht aus dem Wappen der Stadt Delbrück, leicht abgewandelt und um einen Artega-Schriftzug ergänzt.

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