Aral setzt auf ein neues Provisionsmodell für seine Tankstellenpächter, das auf höhere Preise zielt. „Von einem PR-Coup kann man nicht gerade sprechen“, sagte ADAC-Pressesprecher Jürgen Grieving der Autogazette und fordert die Autofahrer zum Preisvergleich auf.
Von Thomas Flehmer
Aral führt im Saarland, Bayern und Rheinland-Pfalz ein neues Provisionsmodell für seine Tankstellenpächter ein. An 250 ausgewählten Tankstellen sollen die Pächter höhere Provisionen erhalten, wenn sie höhere Preise durchsetzen. Verkauft der Pächter seinen Kraftstoff um zwei Cent teurer als der von Aral für die Region festgelegte Preis ausfällt, dann verdoppelt sich seine Provision. Wird der Sprit dagegen um drei Cent günstiger ausgegeben, fällt auch die Provision um so schmaler aus.
20 Prozent Absatzeinbruch nach Preiserhöhung
Der Mineralölkonzern betonte in einer Pressemitteilung, dass das neue Provisionsmodell nicht dazu diene, höhere Kraftstoffpreise durchzusetzen. "Korrekt ist, dass wir derzeit den Vertrag mit unseren Tankstellenpartnern überarbeiten und in diesem Zusammenhang auch alternative Provisionsmodelle testen", heißt es weiter, "der Tankstellenmarkt ist hart umkämpft und erfordert neue Verträge, um die Wettbewerbsfähigkeit der Aral-Tankstellen halten zu können. Der intensive Wettbewerb im deutschen Tankstellenmarkt bestimmt die Tankstellenpreise. Mit nicht markt-gerechten Preisen würde Aral unverzüglich Kunden an den Wettbewerb verlieren."
Bisher wurden die Tankstelleninhaber nach der Absatzmenge bezahlt. Ob das neue Modell nun Vorteile bringt, ist ungewiss. Denn nicht selten erleben die Pächter nach einer Preiserhöhung einen Absatzeinbruch um 20 Prozent. Die 250 Tankstellen werden ab Anfang September nun einige Cent teurer sein als die der Konkurrenten. Sollten die Mitbewerber aber ein vergleichbares System einführen, kommt das einer Erhöhung des Kraftstoffpreises gleich.
Autofahrer sollen Preise vergleichen
Recht entspannt sieht der ADAC dem Projekt entgegen. Zum einen sei das eine Unternehmensgeschichte von Aral, sagte ADAC-Pressesprecher Jürgen Grieving der Autogazette. Zum anderen müsse nun der Autofahrer die Preise vergleichen und die Anfahrt zu hochpreisigen Tankstellen vermeiden. "Der Autofahrer sollte an sein Portemonnaie denken. Der Rest wird dann über den Wettbewerb entschieden."
So hätten es die Autofahrer in der kommenden Zeit auch selbst in der Hand, ob weitere Mineralölkonzerne diesen Provisionsweg kopieren oder nicht. "Wenn die Mitbewerber sehen, das Konzept schlägt fehl, werden sie es nicht anwenden und auch Aral wird sich dann wohl schnell davon verabschieden", so Grieving weiter.
Der Pressesprecher des Verkehrsclubs glaubt auch daran, dass dieses System dem Konzern zu einem Negativ-Image führen könnte. "Denn von einem PR-Coup kann man hier nicht reden."
Werden Sie noch eine Aral-Tankstelle ansteuern? Beteiligen Sie sich an unserer Umfrage auf der Titelseite der Autogazette, bzw. am rechten Seitenrand des Artikels.