Apps im Wartestand

Vernetzte Autowelt

Die vernetzte Welt ist das Leitthema der diesjährigen CeBIT in Hannover. Das scheint auf den ersten Blick nicht das dringlichste Automobilproblem zu sein. Volkswagen ist dennoch vertreten.

Von Martin Woldt

Derzeit etwas im Schatten der Elektrifizierung vollzieht sich ein anderer, kaum weniger wichtiger Entwicklungsschritt des Autos. Volkswagen lenkt mit seinem C3-World-Projekt auf der CeBIT dieser Tage den Fokus auf die Vernetzung. Gemeinsam mit der Universität Hannover, der TU Braunschweig und dem Oldenburger Instituts für Informatik OFFIS sucht man nach Wegen, das Auto intensiver in externe wie interne Strukturen zu integrieren. „Wir kümmern uns um Vernetzung von Fahrzeugen untereinander, mit aktuellen wie kommenden Mobilgeräten sowie die Vernetzung mit dem Menschen“, erklärt Projektkoordinator Stefan Rührup von OFFIS die Schwerpunkte von C3-World.

Googeln entlang der Strecke

Wie man sich diese Vernetzung mit dem Menschen vorstellen am Beispiel vorstellen darf, demonstriert in Halle 7 am Stand A 28 ein Cockpit, dessen zentrales Display eine ortsbezogene Google-Suche offenbart. Sie kann dem Autofahrer eine streckenorientierte Trefferliste auswerfen, ihm dadurch die frustrierende Sucherei in einer endlos lagen Auswahlliste zu ersparen. Dieses Eingrenzen der Ergebnisse erfolgt mithilfe des Navigationsgerätes. Es kennt den aktuellen Standort, dient der Suchmaschine wie ein Filter und hilft, alle nicht routenbezogenen Treffer wegzulassen. Die Ergebnisse werden geografisch zugeordnet in der Streckenkarte angezeigt.

Zukunftssichere Anbindung

Ähnlich anschaulich dargestellt wird die Vernetzung mit Mobilgeräten an Bord. Die Aufgabe der Entwickler war, die viel kürzeren Innovationszyklen bei Handys, Smartphones oder MP3-Playern mit dem deutlich längeren Autoleben in Einklang zu bringen und eine zukunftssichere und komfortable Einbindung zu sichern. Eine Frage, die etwa den Wertverlust eines Autos berührt. „Wir haben Schnittstellen geschaffen, die einen Informationsaustausch vom Handy ins Auto und umgekehrt gewährleisten, und der auch mit solchen Geräten funktioniert, die noch gar nicht auf dem Markt sind“, sagt Rührup. Demonstriert wird das mittels eines interaktiven Bordbuches, dessen Daten sich per Bluetooth vom Handy abrufen oder von dort einspielen lassen.

Apps aus dem VW-Shop?

Die zugrundeliegenden Softwarekomponenten sind die Schnittstellen, auf deren Basis auch morgen noch solche und andere Anwendungen entwickelt werden können. Wahrscheinlich heißt es irgendwann im Online-Shop von VW: „Es gibt für fast alles ein App.“ Aber das wäre keine Aufgabe für das C3-World-Projekt, wie Stefan Rührup erklärt, sondern Sache des Herstellers. So könnte beispielsweise der Einsatz des Handys als Streckenführer mit relevanten Fahrzeugdaten wie Verbrauch und Geschwindigkeit ergänzt werden. Im Falle einer Panne würde es die Fehlerauslese und die Übermittlung an eine Werkstatt übernehmen. Die Integration solcher Anwendungen und ihre sichere Funktion und Fahrzeugbedingungen müssten im nächsten Schritt aber noch geleistet werden.

Vernetzte E-Autos

C3-World hingegen ist mit dem Vernetzen beschäftigt, wozu auch der Informationsaustausch von Fahrzeugen untereinander sowie mit der umgebenden Infrastruktur gehört. Nach Auffassung der Forscher sollen hier W-LAN-Standards und Mobilfunkverbindungen kombiniert zum Einsatz kommen, um sich stabilisierend zu ergänzen. Sie sorgen etwa für den Austausch von Wetter- oder Stauhinweisen über kurze und mittlere Distanzen und helfen dabei, sich auf kritische Verkehrssituationen besser einzustellen. Womöglich aber sind sie eines Tages überhaupt die Voraussetzung, das Elektroauto in eine völlig veränderte Versorgungsstruktur einzubinden. Denn wann, wo, wie viel und in welcher Zeit beispielsweise Strom nachgeladen werden kann, verlangt nach einer intelligenten Bereitstellung. Ohne Kommunikation zwischen Fahrzeug und Stromnetz kann das massenhaft nicht funktionieren.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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