Bundesverband Parken: Der ADAC macht, was er will

Parkhaustest des ADAC

Bundesverband Parken: Der ADAC macht, was er will
Viel Kritik gibt es beim aktuellen Parkhaus-Test. © ADAC

Der diesjährige Parkhaus-Test des ADAC litt unter vielen Absagen. Der Bundesverband Parken und auch Contipark als einer der größten Betreiber kritisierten gegenüber der Autogazette das Testverfahren.

Von Thomas Flehmer

Der ADAC hat im Zuge des diesjährigen Parkhaustest harte Kritik vom Bundesverband Parken (BVP) und Contipark als einer der größten Betreiber hinnehmen müssen. “Es ist nun einmal so, dass in Teilbereichen unterschiedliche Vorstellungen zwischen dem ADAC und den Parkhausbetreibern vorliegen“, sagte BVP-Geschäftsführer Gerhard Trost-Heutmekers im Gespräch mit der Autogazette.

Der aktuelle Test litt dabei unter einer wahren Flut von Absagen. 19 Parkhausbetreiber verweigerten den Zugang zu insgesamt 50 potenziellen Testobjekten. Mit Contipark war einer der drei größten Betreiber in Deutschland unter den Verweigerern. Das Unternehmen mit Stammsitz in Berlin warf dem ADAC in einem Schreiben, das die Autogazette auf Anfrage erhielt, „teilweise unseriöse Bewertungen“ vor.

Fehlende Parkplatzbreite

Trost-Heutmekers, dessen Verband rund 300 private und kommunale Mitgliedsunternehmen mit über 2520 Objekten sowie mehr als einer Million Parkplätzen vertritt, bemängelt vor allem die fehlende Unterscheidung zwischen Betreibern und Eigentümern. „Nicht immer sind die Betreiber die Eigentümer der Objekte. Somit sind ihnen bei baulichen Geschichten die Hände gebunden.“ Die Kritik an den baulichen Zuständen wird aber dem Betreiber in die Schuhe geschoben. „Wir haben in Gesprächen den ADAC darauf hingewiesen, aber der ADAC macht, was er will.“

Besonders deutlich tritt der fehlende Hinweis bei älteren Objekten auf. „Man kann alte und neue Parkhäuser nicht den identischen Kriterien unterwerfen“, so Trost-Heutmekers. Besonders die Parkplatzbreite ist den Testern dabei ein Dorn im Auge. 2,30 Meter sind vorgeschrieben, die Empfehlungen für Anlagen des Ruhenden Verkehrs werden von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen aufgrund des kontinuierlichen Wachstums der Fahrzeuge mit mindestens 2,50 Meter angegeben.

Eine Frage des Wollens

Viel Kritik gibt es beim aktuellen Parkhaus-Test.
Der VW Golf wuchs in 40 Jahren um 20 Zentimeter in der Breite ADAC

Gerade bei älteren Parkhäusern können die Parkplätze nicht einfach erweitert werden, da zwischendrin Stützpfeiler den Raum begrenzen. „Man kann in alten Bauten die bauliche Struktur nicht verändern. Wenn jetzt die Betreiber 30 Prozent ihre Parkplätze abbauen, wird das Objekt wirtschaftlich nutzlos“, sagt der Rechtsanwalt aus Münster und verweist darauf, dass die Parkplatzbreite durchschnittlich derzeit 2,44 Meter betrage. Immerhin schreibe der Verkehrsclub das Baujahr der Anlage daneben.

Nicolas Adunka, Projektleiter des ADAC-Parkhaus-Tests, kann die Kritik hinsichtlich der Breite einerseits verstehen, fragt aber auch, welcher Verbraucher bei der Einfahrt in das Parkhaus zwischen dem Alter unterscheide? Hinsichtlich der Parkplatzbreite und der baulichen Substanz sieht Adunka in Einzelfällen ebenfalls keine Möglichkeiten, aber „ein Leitsystem oder energieeffiziente und hellere Leuchtstoffröhren könnten schon eingesetzt werden. Es ist eine Frage des Wollens, auch mit kleineren Maßnahmen das Parkhaus sicherer zu machen.“ Und immerhin fließen auch die kleineren Punkte in die Bewertung ein.

Kritik am Notensystem

Viel Kritik gibt es beim aktuellen Parkhaus-Test.
Die ADAC-Tester in Aktion ADAC

Und gerade das Notensystem des ADAC, bei dem die Note „befriedigend“ fehlt, kritisieren sowohl der BVP-Geschäftsführer als auch Betreiber Contipark. „Im Ergebnis daraus sind Parkeinrichtungen, die eigentlich als "befriedigend" zu bewerten sind, als "ausreichend" bewertet worden“, so Contipark in einem Schreiben, das der Autogazette vorliegt. Somit gerate ein Parkhaus schnell in einen negativen Bereich. Im aktuellen Test hat der ADAC nun die Note „durchschnittlich“ eingeführt, die 19 der 44 getesteten Objekte erhielten. 17 schnitten mit der Note „gut“ ab, sieben Häuser waren aus der Sicht der Tester „mangelhaft“, eines sogar „sehr mangelhaft“.

Abgesehen von der Bewertung vermisst der Verband eine Transparenz der insgesamt 110 Kriterien, nach denen die jeweiligen Tester vorgehen. Adunka verweist dagegen auf die Internet-Seite des ADAC, in denen die Kriterien in Frageform einsehbar sind, behält sich allerdings vor, die jeweilige Gewichtung der einzelnen Punkte nicht offen zu legen. „Das wird im hause ADAC bei allen Tests so durchgeführt“, sagt der diplomierte Geograph, der zuvor beim ADAC die Tunneltests durchgeführt hat.

Zudem könne jeder Betreiber nach München in die ADAC-Zentrale kommen und Einsicht in die Ergebnisse erhalten. „Wir müssen aber auch nicht zwingend jedem Wunsch nachkommen“, sollte es Kritik an den Ergebnissen geben.

ADAC und BVP setzen auf professionelles Verhältnis

Zudem wurde den Betreibern, die im Februar die Ergebnisse erhalten hatten, die Möglichkeit zu Kommentierung gegeben, was auch der BVP lobend erwähnt, auch wenn sich dadurch die Gesamtnote nicht änderte. Zudem hätten sich auch mehrere Betreiber bei Adunka gemeldet und die Hinweise auf Verbesserung in ihren Katalog mit aufgenommen.

Trotz der Spannungen betonen beide Parteien, auch in Zukunft miteinander reden zu wollen. Der neu eingeführte Beirat, der im vergangenen Jahr kurz vor dem Testbeginn zusammenkam und in dem sowohl BVP als auch Contipark führend vertreten sind, wird weiterhin als Ort des Austauschs empfunden. „Wir werden weiter miteinander reden und weitermachen“, sagt Trost-Heutmekers, der allerdings den Betreibern die Wahl selbst überlässt, ob sie an zukünftigen Tests teilnehmen wollen. „Wir sagen den Betreibern, dass wir unterschiedliche Auffassungen haben. Jeder kann dann für sich entscheiden, ob er mit dem Bewertungssystem einverstanden und sagt, ich lasse die Tester nicht hinein.“

Aber auch der ADAC wird sich weiter den Betreibern öffnen müssen. Auch ADAC und BVP das "professionelle Verhältnis" untereinander betonen: Wenn alle Betreiber die künftigen Einladungen des ADAC ablehnen, gibt es keine Zukunft für einen neuen Test.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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