ADAC verzeichnet 2013 starken Gewinnrückgang

Vor den Skandalen

ADAC verzeichnet 2013 starken Gewinnrückgang
ADAC-Interimspräsident August Markl auf der Preesekonferenz © dpa

Der ADAC musste 2013 einen starken Gewinnrückgang hinnehmen. Trotz eines Mitgliederwachstums mussten im Jahr vor dem Bekanntwerden der Manipulationen mehr Pannen- und Unfallhilfen geleistet werden.

Im Jahr vor dem Bekanntwerden der Manipulationen rund um den Autopreis "Gelber Engel" hat der ADAC einen herben Gewinnrückgang quittieren müssen. So lag der Jahresüberschuss bei rund 4,6 Millionen Euro nach 25,0 Millionen Euro im Jahr 2012. Als Grund gab der Verkehrsclub auf der Bilanzkonferenz am Montag in München unter anderem Mehraufwendungen für Pannen- und Unfallhilfe, für Verbraucherinformationen sowie einen höheren Steueraufwand an. Die Bilanzsumme des ADAC e.V. belief sich zum Jahresende 2013 auf 2,34 Milliarden Euro.

528.000 neue ADAC-Mitglieder

Der starke Gewinnrückgang konnte auch nicht durch den Zuwachs der neuen Mitglieder aufgefangen werden. So stiegen die Beiträge durch die 528.000 neuen Mitglieder von 1,02 auf 1,05 Milliarden Euro. Von den Beiträgen flossen 37 Prozent – umgerechnet 388,9 Millionen Euro - an die 18 eigenständigen Regionalclubs.

Die beim ADAC e.V. verbliebenen 658,4 Millionen Euro reduzieren sich nach Abzug der Prämien für Plus-Mitgliedschaft und Unterwegsschutz auf 434,3 Millionen Euro. Über die Hälfte davon, nämlich 269,2 Millionen Euro wurden für die Kernbereiche Pannen- und Unfallhilfe benötigt. Rund 4,14 Millionen Mal rückten die Gelben Engel im Jahr 2013 aus. 2012 wurden noch 4,17 Millionen Einsätze verzeichnet. Dafür wurden die Hubschrauber der gemeinnützigen Tochtergesellschaft ADAC-Luftrettung GmbH 51.000 Mal benötigt, nach 49.200 Einsätzen 2012. Auch der Ambulanzservice wurde weltweit rund 53.300 gerufen. 2012 musste 52.800 Mal Hilfe für schwerer erkrankte oder verletzte Patienten geleistet werden.

ADAC wirbt um Vertrauen

Aufgrund der Manipulationen, die unter anderem zur Absetzung und Rücktritt des Kommunikationschefs Michael Ramstetter sowie des ADAC-Präsidenten Peter Meyer führten und eine Austrittswelle nach sich zog, wird der Gewinn in diesem Jahr wohl weiter schrumpfen. So gab der kommissarische ADAC-Präsident August Markl am Vormittag auf einer Pressekonferenz einen Überblick über den aktuellen Stand des tiefgreifenden Reformprogramms zur Neuausrichtung des Automobilclubs sowie die bisherigen Auswirkungen. 320.000 Austritten von Januar bis Mai stehen mehr als 370.000 neue Mitglieder gegenüber, der Mitgliedsbestand lag zum 31. Mai 2014 bei 18,93 Mio. Mitgliedern.

"Das Vertrauen unserer Mitglieder wiederzugewinnen ist das erklärte Ziel des Reformprogramms. Das Mitglied und seine unterschiedlichen Interessen stehen künftig mehr denn je im Fokus unserer Aktivitäten. Ihm werden wir mit Hilfe, Schutz und Rat zur Seite stehen", so Markl.

Kritik von Dudenhöffer

Ferdinand Dudenhöffer vermisste bei der Konferenz detaillierte Aussagen zum Reformprozess sowie den vorgelegten Bilanzen. "Die Gewinn- und Verlustrechnung der wirtschaftlichen Aktivtäten wurden pauschal vorgestellt. Jedes moderne Wirtschaftsunternehmen, das Transparenz bietet, stellt dazu inhaltsreichere Quartalsberichte auf seine Homepage mit der Bilanz-PK. Beim ADAC kann man sich das dann im Handelsregister heraussuchen", so der Leiter des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen, "die versprochene Transparenz beim ADAC bleibt Fehlanzeige. Offensichtlich fehlt der Wille, wirkliche Änderungen durchzuführen. Man spielt mehr als sechs Monate nach den großen Skandalen und Enthüllung der Betrügereien weiter auf Zeitgewinn und lässt das Thema 'ADAC-Reform' scheinbar 'versanden'."

Dudenhöffer rechnete vor, dass von den rund 270 Millionen Euro Hilfeleistungen unterm Strich elf Euro pro Mitglied ausgegeben werden. "Gleichzeitig verlangt er von seinen 'Mitgliedern' aber 49 Euro Jahresbeitrag. Profitabler kann man ein Monopol nicht aufbauen." (AG)

Vorheriger ArtikelSommerferien-Staus beginnen
Nächster ArtikelZetsche: Sind beim autonomen Fahren Nummer eins
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden